Cottbus-Lexikon

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Pferderennbahn Cottbus


Pferde auf Rennstrecken zu prüfen, dient seit jeher nicht nur der Unterhaltung, sondern auch dazu, potenzielle Militärpferde zu sichten. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebt der Pferderennsport einen Aufschwung in Deutschland. Viele deutsche Städte erbauen Rennbahnen, deren Betrieb der Aufsicht des Union-Klub Berlin unterliegt. Einerseits gibt es große Rennbahnen, wie z.B. Hoppegarten, Hamburg-Horn, Gotha und Leipzig, die sich längst zu kommerziell genutzten Sportstätten entwickelt haben und andererseits kleinere, sogenannte „Provinzbahnen“. Dazu zählt unter Anderem auch die Cottbuser Pferderennbahn, die 1903 auf dem Sielower Stadtvorwerk errichtet wird.

Den kleineren Rennbahnen merkt man ein gewisses qualitatives Defizit hinsichtlich des Starterfeldes an. Während in Hoppegarten und Co Zuchtpferde aus edlen Gestüten unter Berufsreitern (Jockeys) an den Start gehen, sieht man in Cottbus eher einheimische Kavallerie- und Ackerpferde von Offizieren und Bauern. Mit Gründung der Rennbahn folgt die Gründung des „Lausitzer Renn- und Pferdezuchtvereins“.

In der Rennsaison können die Besucher fünf bis sieben Veranstaltungen pro Renntag beiwohnen. Für die An- und Abreise der Besucher, Reiter und Pferde steht die Spreewaldbahn zu Verfügung, welche 1904 eine Sonderhaltestelle „Rennplatz Cottbus“ errichtet. Neben dem Rennen an sich genießen die Besucher eine völlig neue Form des Geldverdienens: Wetten. Einen kleinen prozentualen Anteil der Wetteinnahmen behält der Lausitzer Renn- und Pferdezuchtverein ein, um die Finanzierung der Rennbahn zu bewerkstelligen.

In Cottbus werden vorrangig Flach- und Hürdenrennen geritten. Diese werden je nach Personenkreis, der teilnehmen darf, weiter untergliedert. So gibt es z.B. „Offiziers-Jagdrennen“, „Jagdrennen für Chargenpferde“ oder „Hürdenrennen für das Offizierskorps des Infanterie-Regiments Graf von Alvensleben“, die das Pferde-/Reiterstarterfeld eingrenzen. Berufsjockeys gibt es in Cottbus nicht. Da der Reitsport als elitäre Sportart eingestuft wird, macht sich das an der Höhe der Sieg- und Platzprämien bemerkbar, die beträgt nämlich nur etwa ein Zehntel dessen, was auf größeren Rennbahnen zu gewinnen ist.

Noch dazu gibt es ein Verkaufsrennen, bei dem das siegreiche Pferd im Anschluss versteigert wird. Es ist jedoch in Cottbus keine Seltenheit, dass das Pferd keinen Käufer findet, weil Kaufkraft und Interesse der Bürger fehlt. Dadurch geht auch der Reitverein leer aus und um der drohenden Insolvenz zu entgehen, schließt sich der Cottbuser Rennverein 1908 mit dem RV Frankfurt/Oder zum „Frankfurt-Cottbus-Lausitzer-Rennverein“ zusammen. Trotz der Zielsetzung, durch den Zusammenschluss die Qualität des Rennsports zu verbessern und damit Besucher anzuziehen, zeigen diese kaum Interesse am Pferdesport in Cottbus. Grund dafür ist das nicht immer ehrliche Handeln der Rennleitung, die z.B. ankündigt, zum großen Preis von Cottbus starten fünfzehn Pferde, wovon letztendlich fünf an den Start gehen.

Laut dem „Cottbuser Anzeiger“ kommt der Reitsport erst nach dem ersten Weltkrieg zum Erliegen. In anderen Zeitungen der gleichen Zeit ist jedoch zu lesen, dass das letzte Rennen zwischen 1907 und 1914 stattfindet. Demzufolge wird das Rennbahngrundstück 1908 aufgelöst und für 1914 wird angekündigt, dass es künftig als Kriegsgefangenenlager genutzt werden soll. Debattiert wird ebenfalls über die Nutzung als Flugplatz, welche sich schließlich durchsetzt.

Quellen:

Pastor, Werner: Offiziersrennen und Bauernreiten, in: Cottbuser Heimatkalender 1995.

Autor: Cecilia Kaiser

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