Cottbus-Chronik

Zurück

 1903  

1903

  • Wilhelm Riedel, ein aus Cottbuser stammender Berliner Fabrikant begründet das "Riedelstiftes für achtbare Arme" in der Bautzener Straße. Es ist bereits die dritte Stiftung, die soziale Leistungen in der Stadt übernimmt und die Stadt verleiht dem Tuchfabrikanten Wilhelm Riedel die Ehrenbürgerwürde für sein Engagement.
  • Die bürgerlichen Interessengruppen in Cottbus schließen sich zu einem Wahlbündnis gegen die Sozialdemokraten zusammen.
  • In der Stadt gibt es zwar nur drei approbierte Zahnärzte, aber auch noch Zahntechniker und Dentisten. Die haben wohl mindestens genauso gut gearbeitet die approbierten Ärzte.
  • Gotthold (Bogumil) Schwela (Swjela) Sprachforscher arbeitete bis 1908 als Hilfspfarrer an der Klosterkirche. Geboren wurde der Wissenschaftler und Sprachforscher am 5. 9.1872 und gestorben ist er am 20.5.1948 in Naumburg auf der Zugfahrt nach Cottbus. Er hatte zwischen 1884 und 1894 das Cottbuser Gymnasium besucht und danach drei Jahre in Berlin Theologie und Slawistik studiert. nach dem Militärdienst war er von 1899 bis 1903 als Hauslehrer in Potsdam tätig, bevor er 1903 die Stelle eines Hilfslehrers an der Klosterkirche antrat. Zwischen 1908 und 1913 war er Pfarrer in Nochten und anschließend bis 1941 in Dissen. Hier predigte er noch 1941 in wendischer Sprache, wurde aber in diesem Jahr aus der Lausitz ausgewiesen und siedelte nach Rudolstadt in Thüringen über. Der Pfarrer und Sprachwissenschaftler war Mitbegründer der Domowina am 13. 10. 1912 in Hoyerswerda und ebenfalls der Domowina in der Niederlausitz in Werben am 8. 9. 1946. Besondere Verdienste erwarb er sich durch sein Mitwirken an zahlreichen niedersorbischen Zeitschriften, aber auch durch die Herausgabe eines Lehrbuches der niederwendischen Sprache . Grammatik" 1906. erst nach seinem Tod wurde 1959 das Buch „Die Flurnamen des Kreises Cottbus" veröffentlicht, bis heute eine wichtige Quelle regionaler Geschichtsforschung.
  • Der 1902 gegründete „Wohnungsvereins zu Cottbus der Preußischen Staatseisenbahnen" errichtet die Häuser Räschener Straße 6,7, 8 als erste genossenschaftliche Wohnhäuser in Cottbus. Die Häuser werden 1904 fertig und von den Mietern bezogen.
  • Der Wassergraben am Spremberger Wall wird trockengelegt, danach erfolgt die Anlage von Gärten in diesem Areal.
  • Auf dem Sielower Stadtvorwerk wird die Cottbuser Pferderennbahn angelegt. Der "Lausitzer Renn- und Pferdezuchtvereins" organisiert die Pferderennen. Der Eintritt beträgt für die Loge 5,00 RM, für die Tribüne 4,00 RM, für den Sattelplatz 3,00 RM und für den Stehplatz 0,30 RM. Da bei den Rennen auf der Cottbuser Pferderennbahn meist nicht die gemeldeten Pferde erscheinen, gibt es bald einen Rückgang der Besucher auf der Rennbahn.
  • Die Güterzufuhrstraße zum Bahnhof Cottbus wird gepflastert.Auf dem Bahnhof Straupitz der Spreewaldbahn wird Desinfektionsanlage errichtet und in Betrieb genommen.
  • In Cottbus grassiert eine Masern- und Scharlachepidemie bis zum Jahre 1904.
  • Der Gründer der Tuchfabrik in der Parzellenstraße 10, Rudolph Kehrl, tritt in den Ruhestand und die Firma in Brandenburg an der Havel wird von seinen Söhnen Gustav und Richard Kehrl übernommen. nach Cottbus kommen die Fabrikanten erst 1914, ein Jahr zuvor war ihre Fabrik in Brandenburg niedergebrannt. Auf dem Grundstück Parzellenstraße 10 wagen sie den Neuanfang und errichten eine neue Fabrik.
  • In diesem Jahr wurden verschiedenen Firmen eröffnet, die über Jahrzehnte das Bild der Stadt prägten, so u.a. die „Konditorei Seidel", das „Fahrradhaus Gustav Sola", die „Tabakhandlung Max Hellenbruch" und das „Baugeschäft Hermann Koal".
  • In der Stadt standen lediglich 180 Krankenhausbetten zur Verfügung, z. B. in der 1903 eröffneten Privatklinik des Dr. Michaelis (Schwanstraße) und in der chirurgische Privatklinik des Prof. Dr. Carl Thiem (heute Wichernhaus).
  • Am 3. Januar 1903 findet die Gründung des Cottbuser Sängerbundes statt.
  • Die Zentralweichenanlage auf dem Bahnhof erlebt am 30. Januar 1903 ihre erste Probe.
  • Brand im zweistöckigen Werkstattgebäude des Tischlers Schliack in der Klosterstraße am 17. März 1903
  • Zimmermann in der Spremberger Str. 34 bietet im April 1903 "Oster-Eier aus Chokolade-Atrappen, Hasen aus Attrappen in allen Größen, Oster-Tüten gefüllt zu 10 Pfg. (und) Osterpräsentkörbchen" und Theodor Schreiber am Turm bot zu Ostern "decorierte Zucker-Eier, Kiebitze aus Schokolade und Marzipan" an.
  • Die Stadtverordneten sollten am 8. April 1903 über den Bau eines neuen Krankenhauses befinden. Jedoch sollten noch mehr als zehn Jahre vergehen, ehe 1914 das neue Städtische Krankenhaus eröffnet wird.
  • In diesem Jahr wird der Südfriedhof eröffnet, schon 1900 hatten die Stadtverordneten seine Anlage beschlossen.
  • Am 27. April 1903 wird in das neue Kabelnetz der Stadt Cottbus erstmals Strom eingespeist. Die Stadtverordneten hatten am 7.3.1900 den Beschluss gefasst, ein Elektrizitätswerk und eine Straßenbahn errichten zu lassen. Den Auftrag für diese beiden Projekt erhielt am 21. Dezember 1901 die Berliner Firma „Siemens & Halske“ und so wird zunächst am Mühlgraben das neue Elektrizitätswerk erbaut. Zwei Wasserturbinen und zwei Dampfmaschinen erzeugen damals 800.000 Kilowattstunden.
  • Die Calauer Straße und die Räschener Straße erhalten im Mai 1903 ihre Namen.
  • Die Cottbuser Stadtverordneten beschließen am 6. Mai 1903, das Altertumsmuseums der „Niederlausitzer Gesellschaft für Geschichte und Landeskunde e.V." von der Realschule in vier Räumen des Hauses Hubertstr. 1 unterzubringen. In den folgenden Jahren wird diese Sammlungen mit der Sammlung des 1905 gegründeten Cottbuser Heimatvereins zusammengeführt und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
  • Die Beuchstraße erhält am 10. Juni 1903 ihren Namen nach einem Cottbuser Arzt.
  • Gründung des "Spreewaldvereins Cottbus" erfolgt am 15. Juni 1903, nachdem sich der 1886 in Lübben gegründete "Spreewaldverein" aufgelöst hatte.
  • Am 19. Juni 1903 spricht der SPD-Politiker August Bebel zu den Cottbusern im Konzerthaus Kolkwitz in der Roßstraße.
  • Parallel zum Aufbau des Elektrizitätswerkes werden auch die Anlagen für die Straßenbahn errichtet. Am 28. Juli 1902 ist Baubeginn und die erste Probefahrt findet am 22. Juni 1903 statt. Zunächst fährt die Straßenbahn auf drei Linien. Die rote verkehrt zwischen dem Bahnhof und Sandow, die blaue von der Dresdner Straße nach Ströbitz und die gelbe verbindet den Spreewaldbahnhof mit Schmellwitz. Nach dem Bau des Krankenhauses wird 1914 die weiße Linie eingerichtet; die Straßenbahnen verkehren hier zwischen den Bahnhof und dem Krankenhaus. Mit einigen Abweichungen und Erweiterungen bleiben diese Linien bis weit in die fünfziger Jahre konstant, erst im Februar 1952 werden Nummern eingeführt und die Rote Linie erhielt die 1, die Blaue Linie die 2, die Gelbe Linie die 3 und die Weiße Linie die 4.
  • Vom 6. - 8. September 1903 wird auf ddem Kaiser-Wilhelm-Platz letztmalig ein Jahrmarkt durchgeführt. Anschließend erfolgte die Umgestaltung des Platzes zu einer Schmuckanlagen mit der barocken Gestaltung. Hierzu erklärten die Stadtverordneten im Oktober 1903, den Kaiser-Wilhelm-Platz mit einer Promenadenanlage zu versehen. Der Platz erstreckte sich vom Spremberger Turm bis zum Neustädter Tor und ist ca. 90 ar groß. Gepflanzt werden Silberlinden, aufgestellt 10 Bänke und 6 elektrische Bogenlampen.
  • Erste Probefahrt und Inbetriebnahme der Lokomotive "Werben" bei der Spreewaldbahn am 8. Oktober 1903.
  • Die "Cottbuser Zeitung" erscheint ab 21. Oktober 1903 als "Niederlausitzer Generalanzeiger", sie ist im Besitz von F.W. Brandt. Zuvor hatte die Tochter des bisherigen Besitzer F.W. Brandt den Redakteur der "Cottbuser Zeitung" Theodor Langendorf geheiratet.

Zurück