Cottbus-Lexikon

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Slawische Besiedlung

Man mag es kaum glauben, aber Migrationsbewegungen beeinflussten auch die Cottbuser Geologie: Nicht weit vom östlichen Cottbuser Stadtrand entfernt befinden sich die Reste eines langgestreckten Höhenzuges – die Merzdorfer Alpen. Dabei handelt es sich um Fragmente einer Düne, die in Abhängigkeit von der Intensität landwirtschaftlicher Nutzung des Umlands ihre Höhe änderte. Denn war das angrenzenden Umland bewirtschaftet, wurde durch den Wind beständig Sand von den Feldern auf den Höhen der Düne angehäuft. Waren diese Flächen durch eine fehlende Besiedlung landwirtschaftlich nicht genutzt, so trat hier eine vermehrte Vegetation auf, so dass der Wind kaum noch Sand auf die Merzdorfer Alpen trug. Von der Ankunft der Slawen in der Niederlausitz zeugt dann auch das geologische belegte Wachstum der »Alpen« im Cottbuser Osten, da nach dem Wegzug der Germanen nun wieder Ackerbau betrieben wurde.

Wann genau slawische Stämme die Niederlausitz besiedelten, lässt sich nicht genau sagen, aber vermutlich fand die Einwanderung im 7. Jahrhundert statt. Wer sich hier niedergelassen hatte, wurde aber erst Mitte des 9. Jahrhunderts in einer frühmittelalterlichen Handschrift in Latein festgehalten. Lunsizi civit XXX: Die Lusitzi besitzen 30 Burgen. Eine dieser Burgen befand sich auf dem heutigen Schlossberg und hatte die für diese Gegend typische Konstruktion eines kreisrunden, aus Holzstämmen und Erde bestehenden Walles. Zahlreiche dieser Burgwälle wie in Tornow, Sielow, Striesow, Leuthen, Zahsow und Ruben prägten zu dieser Zeit das Land. Wie ein solcher Burgwall ausgesehen haben könnte, vermittelt heute die originalgetreue Rekonstruktion in Raddusch.

Die im 10. Jahrhundert errichtete Cottbuser Wallanlage nahm jedoch aufgrund ihrer günstigen Lage am Spreeübergang eine dominante Rolle ein. Dies zeigt sich durch ihre größeren Ausmaße und die arbeitsintensive Aufschüttung eines Hügels. Aber die Dimensionen der damaligen Siedlung blieben aus heutiger Sicht übersichtlich: Bereits wenige Schritte neben dem Burgwall – auf Höhe des Oberkirchplatzes und Altmarktes – begann der Ortsrand und der Übergang zu den Ackerflächen.

Neben den materiellen Hinterlassenschaften dieser Zeit sind es aber viel mehr die kulturellen Einflüsse der Lusitzi als Vorfahren der Sorben, welche noch immer sichtbar sind. So gibt es nicht wenige Ortsnamen im näheren Umfeld der Stadt Cottbus, die auf ein -ow, -ig oder -itz enden und somit slawischer Herkunft sind. Auch Cottbus scheint in dieses Muster zu fallen, jedoch ist die Bedeutung des Namens nicht eindeutig geklärt. Gemeinsam mit dem slawisch-sorbischen Brauchtum etablierten die Lusitzi nach ihrer Einwanderung somit eine Kultur, welche die einzigartige Identität der Region bis heute prägt.

Quellen:
Materna, Ingo; Ribbe, Wolfgang: Brandenburgische Geschichte. Berlin 1995. | Christl, Andreas u.a.: Geschichte der Stadt Cottbus. Cottbus 1990. | Novel, Werner: Geologische Geschichte der "Merzdorfer Alpen". In: Natur und Landschaft im Bezirk Cottbus 8 (1986). | Wetzel, Günter: Archäologische Funde. Bezirk Cottbus. Potsdam 1974.

Autor: Paul Fröhlich

Bildquelle: Spätslawische Keramik, Thomas Richert

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