Cottbus-Lexikon

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Schloßberg von Cottbus

Cottbus, Schlossbergschnitt 1970. (BLDAM | Verf.)
Cottbus, Schlossbergschnitt 1970. (BLDAM | Verf.)

In einer vom Spezialisten für die Slawenforschung, Joachim Herrmann, 1968 zusammen gestellten Liste slawischer Burgen in der Niederlausitz fehlte der markante Burghügel von Cottbus. Er war zwar seit langem auf der Außenseite, der Ost- und Südseite, durch Freistellung gut sichtbar und auch auf der Nordseite innerhalb der Stadtmauer durch Abriss der Altbebauung freigelegt. Wenige Funde von der Oberfläche gehörten vorwiegend dem deutschen Mittelalter an. Bereits H. L. Bolze beschrieb 1868 anhand von Beobachtungen beim Bau eines Brunnens für die im Alten Schloss eingerichtete (und 1857 abgebrannte) Cockerillsche Spinnerei, dass der Berg aufgeschüttet sei und Funde sich in der Sammlung Ruff befänden. Weitere Aufschlüsse brachte der Neubau des Gerichtsgefängnisses 1905, von Krause (1909) beschrieben, ohne jedoch anhand von Funde tiefer als in die Renaissancezeit hinabblicken zu können. Die Altfunde sind leider verloren.

Bebauungspläne für die Sandower Straße, die ihn massiv tangiert hätten, führten 1970 zu einer Sondagegrabung durch die Aussenstelle des Museums für Ur- und Frühgeschichte Potsdam gemeinsam mit dem Bezirksmuseum Cottbus auf der Nordseite, um die Zeitstellung zu klären. Die Grabung wurde dank kräftiger Unterstützung der privaten Baufirma Schupp erfolgreich durchgeführt. Der Einschnitt in den Erdhügel konnte die Entstehungsgeschichte klären (siehe Abbildung). An der Basis befindet sich ein mittelslawischer Burgwall (Phase A), der anhand weniger keramischer Funde in das 8. bis 10. Jahrhundert datiert werden kann. Beispiele solcher Burgen sind heute noch in der Landschaft zu sehen, beispielsweise bei Zahsow, Ruben oder auch nördlich von Groß Jehser. Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Burgwall immer wieder erneuert. Die Konstruktion veranschaulicht die Slawenburg Raddusch. Die Burg"mauer" aus einer Holzkonstruktion mit Erdhinterschüttung wurde sukzessive nach außen verbreitert, indem der Wassergraben überbaut und ein neuer davor ausgehoben wurde. Dies wurde bis zur Übernahme der deutschen Herrschaft in der Niederlausitz fortgesetzt und so verbreiterte sich die Basis und auch die Höhe der Burgniveaus. Die Burg von Cottbus gehört zu den wenigen, die ständig bewohnt und samt Vorburgsiedlung genutzt wurden. Ursache ist mit Sicherheit der bedeutende Übergang über die Spree an dieser Stelle südlich des Spreewaldes.

Mit der deutschen Herrschaft – wir erinnern an die Ersterwähnung von Cottbus mit „Heinricus castellanus de Chotibuz" als kaiserlichem Burggrafen zu 1156 – ging die Burgstelle in deutschen Besitz über. Um 1200 wurde als massive Befestigung der Schlossturm auf den Erdschichten der slawischen Burg errichtet, ein Bergfried mit 3 m dicken Mauern. Der Wassergraben wurde erneut verbreitert und vertieft und hatte nun keine Verbindung zur Spree mehr. Seine Sohle liegt rund 7 m unter dem Pflaster der heutigen Magazingasse. Spätere Ausgrabungen auf der Fläche zwischen Landgericht und Schlossturm konnten die bisherigen Erkenntnisse bestätigen (Gaida). Der Querschnitt durch den Burghügel, von Osten gesehen und bis zur Sandower Straße verlängert, zeigt die Massivität der Anlage.

Die slawische Burg innerhalb der Stadt Cottbus ist für die Niederlausitz einmalig. Slawische Burgen dicht bei der Stadt sind von Luckau (Schlossberg), Golßen (Utzenberg) sowie Lübben (Burglehn) bekannt. Ein Standort innerhalb der Stadtmauern bzw. dicht an sie angelehnt ist von Potsdam (Standort der Heilig-Geist-Kirche) und Bautzen (Ortenburg) her bekannt, die Wälle dort aber weitgehend eingeebnet.

Das Fundmaterial aus der Grabung 1970, im Museum Cottbus unter der Inventarnummer IV 1987:9/1 ff. erfasst, ist spärlich, aber es gibt den gesamten Zeitraum des Bestehens und der Nutzung der Burg wieder. Leider ist die Besonderheit dieses Bodendenkmals bisher nicht durch Erläuterungstafeln hervorgehoben.

Literatur: H. L. Bolze, Über die durch Ausgrabung gewonnenen Alterthümer in der Umgegend von Cottbus. Programmbeilage des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums Cottbus 1868/69, 3 ff.; J. Gaida, Neue Erkenntnisse zum Schloßberg von Cottbus. In: Einsichten. Archäologische Beiträge für den Süden des Landes Brandenburg 1997 (Cottbus 1998) 25-31; J. Herrmann, Siedlung, Wirtschaft und gesellschaftliche Verhältnisse der slawischen Stämme zwischen oder/Neiße und Elbe (Berlin 1968); P. Krause, Nachrichten über den Schloßberg in Cottbus. In: Niederlausitzer Mitteilungen 10, 1909, 369 ff.; G. Wetzel, Der Schloßberg in Cottbus. Veröffentlichungen des Museums für Ur- und Frühgeschichte Potsdam 23, 1989, 181-207.

Bild: Cottbus, Schlossbergschnitt 1970. Blick von Norden auf das bis zu 9 m hohe Westprofil, das die verschiedenen Erdschüttungen der Bauperioden zeigt. Die hölzernen Bauteile sind bis auf schmale dunkle Bänder verrottet. Lediglich die Pfostenspitzen unten rechts von verschiedenen Wallfronten haben sich gering erhalten. Foto BLDAM, Verf.

Autor: Günter Wetzel

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