Cottbus-Lexikon

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Ruff, Hermann Clemens Hugo

Am 25. März 1843 als Sohn des Kaufmanns Joachim Hermann Ruff und dessen Ehefrau Ottilie geb. Mund in Cottbus geboren. Er entstammte einer alten, seit dem 17. Jahrhundert dort ansässigen, Schönfärber- und Tuchmacherfamilie. Er selbst war Besitzer einer Leinenwarenfabrik und langjähriges Magistratsmitglied. Er hatte eine große Vorliebe für die Wissenschaften und besaß nicht unbedeutende Kenntnisse in Botanik und Zoologie. So ist ihm die Erhaltung des gewaltigen Geweihs vom Riesenhirsch aus dem Torflager von Klinge zu danken, der ihm zu Ehren vom Prof. Nehring Cervus megaceros Ruffii genannt wurde. Auch für die Wissenschaft der Vorgeschichte hat er so manchen wertvollen Fund vor der Vernichtung gerettet. Als Früchte seiner wissenschaftlichen Neigungen besaß er eine wertvolle Siegel- und eine hervorragende Münzsammlung, die er in der deutschen Notzeit nach dem Weltkriege verkaufen musste.

Soweit der Nachruf zu seinem Tode am 9. November 1924 von der Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Altertumskunde, deren Mitglied er seit 1885 war. Von 1888 bis 1903 war er zudem unbesoldeter Stadtrat in Cottbus. Ab 1889 war Hugo Ruff Mitglied im Vorstand der Gesellschaft und Verwaltungsausschuss deren Museum in Cottbus, um dessen Einrichtung und Entwicklung er sich verdient gemacht hat und dem er bis zu seinem Tode ein treuer Hüter gewesen ist. Er veröffentlichte zahlreiche Schriften in den Mitteilungen der Niederlausitzer Gesellschaft, wie „Nachbildung des Schaufelgeweihes von Cervus megaceros Ruff“ und „Münzfunde im Kreis Lübben“.

Wohl als Zeichen eines wirtschaftlichen Niedergangs, er war auch Teilhaber der Stauss & Ruff AG, einer Firma zur Herstellung von Ziegelgewebe als Putzträger, verkaufte er am 17. September 1900 das 13.420 m² große Familiengrundstück an der Sandower Straße der Stadt Cottbus für 200.000 Mark. Dessen ungeachtet wurde am 24. Juli 1901 der Konkurs seines Vermögens eröffnet. Auch von seiner umfangreichen Münzsammlung, außer die Cottbuser Münzsammlung, und dazugehöriger Bibliothek musste er sich trennen. Diese kam im Auktionshaus E. Cahn in Frankfurt/Main mit 3.644 Losen am 10. Dezember 1903 und folgenden Tagen unter dem Hammer.

Als sich am 15. Februar 1905 in Cottbus der Verein für Heimatkunde gründet, ist H. Ruff Obmann für die Abteilung “Leinenindustrie” gemeinsam mit dem Webschullehrer Frankenberg zuständig. Während einer Monatsveranstaltung des Vereins im Dezember des Jahres im Restaurant „Zum Würzburger“ kann man im Cottbuser Anzeiger folgendes lesen:

Herr Stadtrat Ruff brachte dabei zur Sprache, dass vielfach die Kirchenbücher, trotzdem sie so überaus wichtige und wertvolle Dokumente sind, nicht überall feuersicher aufbewahrt werden und in Verlust geraten können. Herr Ruff gab sodann einige Beiträge zur Geschichte des Münzwesens unserer Stadt und zeigte seine wertvolle Sammlung von Münzen vor, die zum Teil überaus seltene Stücke aufweist. Aus Mangel an jedem aktenmäßigen Material konnten sich die Ausführungen nur auf Mutmaßungen stützen. Die dürftigen Angaben in alten Chroniken von Worbs, Stäber u.a. besagen, daß Cottbus anfangs Münzen mit einem Ochsenkopf-Wappen prägte und erst seit 1483 den Krebs als Münzzeichen verwendete.

Einen reichhaltigen Fund von Münzen aus der Zeit der „Kipper und Wipper“ wurde vor etwa zwölf Jahren in Hornow bei Spremberg gemacht. Es hat sich nachweisen lassen, das damals u.a. Münzen prägten die Städte Luckau, Drossen Krossen, Frankfurt/O. Beeskow, Guben, Sorau, Calau, Finsterwalde. Cottbuser Heller, von denen 1440 einen Taler galten, hatten eine Größe von 11/4 Zentimeter Durchmesser, waren dünn wie Blech und einseitig geprägt. Ein unförmiger Krebs und die Buchstaben S C ohne jedes weitere Zeichen sind auf den Hellern deutlich zu erkennen. Man unterscheidet schwarze und weiße Heller. Die letzteren enthalten wohl kaum Silber, sondern wurden in einem Bade "gesotten“, um ihnen einen silberartigen Schein zu geben. Eine große einseitig geprägte Kupfermünze, die in früheren Jahren hier gefunden und den Sammlungen des Gymnasiums überwiesen wurde, ist nicht mehr zu ermitteln, und wahrscheinlich in Verlust geraten. Die Sammlung des Herrn Stadtrat Ruff enthällt außer Heller auch größere Münzen, die zweifellos Cottbuser Gepräge sind. Nicht weniger als 16 verschiedene Stempel können durch die vorgezeigten Cottbuser Münzen nachgewiesen werden. Ferner zeigt die Sammlung zahlreiche Denkmünzen und Marken mit Prägungen, die auf unsere Stadt Bezug haben, aber fast sämmtlich aus neuester Zeit stammen.“

Im Jahr 1908 übernimmt H. Ruff die Leitung der Sammlung der Niederlausitzer Gesellschaft, zu der auch die Sammlung des Vereins für Heimatkunde gehört. Sie befindet sich in der Hubertstraße 1. Zudem übereignet er der Stadt durch Kauf 54 Münzen, im Inventarien-Verzeichnis des Niederlausitzer Museums für Anthropologie und Altertumskunde zu Cottbus nicht näher bezeichnete Münzen, Cottbuser Ursprungs. Heute gelten diese Münzen leider als Kriegsverlust. Im Oktober des Jahres 1909 erklärt sich H. Ruff gemeinsam mit Fritz Schmidt bereit, die Leitung der Bücherei des Heimatvereins zu übernehmen. Bei den Feierlichkeiten zum 50jährigen Stiftungsfest des Historischen Vereins Frankfurt/O. 1910 vertritt H. Ruff den Heimatverein Cottbus.

Bei einer Tagung des Heimatvereins werden von Stadtrat Ruff erstmalig Pückler’sche Talerscheine, sowie 2 ½-, 3-, 4- und 8-Groschen-Stücke gezeigt. 1915 pflegt Hugo Ruff gemeinsam mit J. Haevecker die Münzsammlung des Heimatvereins mit einem Bestand von 470 Münzen. Außerdem pflegt er gemeinsam mit F. Schmidt die Büchersammlung des Vereins.

Im „Führer durch Cottbus und Umgebung“, Druck Albert Heine 1920 lesen wir auf Seite 85:

...Ebenso reichhaltig ist auch die wohlgeordnete Abteilung “Münzen und Siegel”. (Besichtigung der Sammlung nach Vereinbarung mit dem Pfleger Stadtrat a.D. Ruff, Kaiser-Wilhelm-Platz 48).

Im Jahr 1922 wird Hugo Ruff Ehrenmitglied der Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Altertumskunde.

Am 9. November 1924, im 82. Lebensjahr, stirbt Hermann Clemens Hugo Ruff. Er war verheiratet mit einer Tochter des Rittergutbesitzers Heinze in Bohsdorf , Kreis Spremberg, und hinterlässt zwei Kinder und zwei Enkelkinder. Am Dienstag, den 11. November, wird er unter großer Anteilnahme auf dem Nordfriedhof bestattet.

 

Quellen: Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Altertumskunde: Niederlausitzer Mitteilungen. XVII. Band. 1925. | Verein für Heimatkunde Cottbus e.V.: Jahrbuch 1914/1915. | Beitrag "Julius Haevecker und Hugo Ruff –zwei Alt-Cottbuser, auf die wir stolz sein können"" von H.-J. Schramke. In: Numismatische Hefte Nr. 6/1982.
 
Bildquelle: Medaille mit Antlitz von Hugo Ruff, anläßlich der XII. Bezirksmünzaustellung 1986 in Cottbus ausgegeben, Jens Pfeifer
 
Autor: Jens Pfeifer
Erstellt am 29.09.2023

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