Cottbus-Lexikon

Zurück

Planetarium

Planetarium um 1980, Fotograf unbekannt
Planetarium um 1980, Fotograf unbekannt

Der Traum einmal den Sternen nah zu sein und ferne Welten zu entdecken ist vermutlich so alt wie die Menschheit selbst. Der Forscherinstinkt regt die Leute an, stetig in der Wissenschaft neue Erfolge zu erzielen. Mit Zunahme des Wissens ist es den Menschen gelungen zum Mond zu fliegen und Raumsonden auf unseren Nachbarplanet - dem Mars - landen zu lassen.

Außerdem ermöglichen riesige Teleskope faszinierende Bilder von Sternen und Planeten. Dem Bürger, der kein wissenschaftliches Studium an der Universität belegt hat oder Astronaut ist, bietet ein Planetarium ebenfalls eine fantastische Möglichkeit den Sternen ganz nah zu sein. Diese Möglichkeit hat die Stadt Cottbus ihren Bürgern geschaffen. Die ehemalige Bezirksstadt und Zentrum der Kohle- und Energiewirtschaft sollte den ersten größeren Planetariumsneubau der DDR, das Raumflugplanetarium eröffnen. Der Gedanke, eine solche Einrichtung aufzubauen entstand im Jahr 1966, mit dem Kauf der Ausrüstung für die Sternenwarte der 10. Polytechnischen Oberschule.

Ein Planetarium hat äußerlich eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Sternenwarte. Allerdings ist in einem Planetarium ein Kuppelsaal vorhanden, der als Vorführraum dient. Die Projektion von Sternen, Bildern oder ganzen Filmen erfolgt auf einer halbkugelförmigen Kuppel. Dadurch hat der Zuschauer den Eindruck, sich selbst mitten im Geschehen zu befinden. Der Sternenprojektor in der Mitte des Saals macht die Sternenreise möglich.

Es war der 26. April 1974. Das Raumflugplanetarium Juri Gagarin empfing seine ersten Besucher. Lange kursieren Gerüchte über das seltsame Gebäude. Die rätselhafte Kuppel, aus Eisen geflochten, fand ihren Platz an der Spree zwischen Ludwig-Leichhardt-Allee und Lindenplatz. Geplant war sie als Bildungseinrichtung für Schüler, Studenten, Lehrer und sie sollte natürlich auch jeden interessierten Bürger offen stehen. Es ist das größte und eines der modernsten Planetarien in Brandenburg. Cottbus besitzt das siebente Raumflugplanetarium der Welt. 2 Millionen Mark kostet die neue Attraktion.
Das moderne Projektionsgerät, das den künstlichen Sternenhimmel entstehen lässt, erlaubte auch die Simulation eines Raumfluges. Das Interesse an astronomischen Fragen war groß und so erreichten die Besucherzahlen in kurzer Zeit Rekordhöhe. Der Kuppelraum bot Platz für 156 Gäste. Unabhängig vom Wetter und der Zeit konnte man sich hier in die Welt der Sterne begeben. Sorgfältig ausgewählte Vortragsthemen vermittelten den Besuchern einen Einblick in die modernen Kenntnisse der Astronomie und der Weltraumfahrt.

Mit dem Mauerfall gab es eine Bildungsreform in den Schulen. Das verbindliche Unterrichtsfach Astronomie wurde abgeschafft. Nur einzelne Schulen boten noch die Möglichkeit, sich im Wahlpflichtbereich mit der Astronomie zu beschäftigen Weniger Schulklassen suchten das Planetarium auf. Die Einnahmen sanken und die Ausgaben stiegen. Um das Planetarium zu retten wird ein Förderverein gegründet.

Mit Hilfe des ehemalige Oberbürgermeisters Frank Szymanski konnten stellt EU-Förderungsgelder und Städtebauförderungsgelder zur Verfügung gestellt werden, um das Haus komplett technisch, baulich und energetisch zu sanieren Die Umbaumaßnahmen erfolgten in einer Rekordzeit von Januar bis Juni 2013. Das Cottbuser Planetarium ist heute das größte und modernste seiner Art im Land Brandenburg. Es verfügt über einen Sternenprojektor „Chronos 2“ der japanischen Firma Goto und eine vollsynchronisierte Ganzkuppel-Videoprojektionsanlage von RSA cosmos aus Frankreich. Hier werden nicht nur 360° Shows zu den unterschiedlichsten Themen gezeigt, sondern auch produziert. Bei besonders aufwendigen und teuren Produktionen kooperiert man mit anderen Planetarien im deutschsprachigen Europa.

Benannt ist das Raumflugplanetarium nach dem sowjetischen Weltraumpionier Juri Gagarin. Er wurde am 9. März 1938 in Kluschino geboren. Dieses Dorf befindet sich ca. 160 km weit entfernt von Moskau. Am 12. April 1961 startete er als erster Mensch in den Orbit. Im Raumschiff Wostok 1 umrundet er die Erde in 106 Minuten. Am 27. März 1968 verunglückte er bei einem Testflug mit einem Jagdflugzeug tödlich. Noch immer würdigen ihn viele Menschen. Zahlreiche Straßen sind nach ihm benannt. In Cottbus trägt das Planetarium seinen Namen.

Außerdem besuchten viele prominente Persönlichkeiten das Raumflugplanetarium. Neben zahlreichen Wissenschaftlern waren darunter auch Astronauten, die hier Vorträge hielten. Darunter so bekannte Namen wie Walter Schlegel, Dr. Gerhard Thiele oder natürlich Sigmund Jähn.

Darüber hinaus arbeitet man im Planetarium mit vielen weiteren wissenschaftlichen Einrichtungen zusammen, wie der BTU Cottbus-Senftenberg, der europäischen Südsternwarte ESO, dem Astrophysikalischen Institut Potsdam und vielen mehr. Zahlreiche Künstler traten im Kuppelsaal auf oder wirkten in den Eigenproduktionen des Planetariums mit..

 

Quellen:
Gerd, Thiele: Herzblatt 15 Jg. Nr. 4, 2007. | Wochenkurier, Cottbuser Geschichten – Woche 18, 03. und 04. Mai 2019 | Lausitzer Rundschau: Mittwoch, 19. Dezember 2018 | G. Golka; A. Müßiggang: Raumflugplanetarium Juri Gagarin Cottbus (Broschüre). | https://www.planetarium-cottbus.de/

Bildquelle: Planetarium um 1980, Fotograf unbekannt, Fotosammlung Städtische Sammlungen Cottbus

Autor: Annabelle-Sophie Werner, überarbeitet von Gerd Thiele

Zurück