Cottbus-Chronik

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 1955  

1955

  • In der Stadt leben 64.508 Einwohner.
  • In Cottbus wird ein Stabsmusikkorps der Luftstreitkräfte gegründet.
  • Der 1883 geborene sorbisch/wendische Maler Carl Noack (Carlo Nowak) reist in diesem Jahr aus der DDR aus. Er war ab 1910 als Zeichenlehrer am Friedrich-Wilhelms-Gymnasium in Cottbus tätig und 1916 Gründer und erster Vorsitzender des hiesigen Kunstvereins. Am 24. April 1959 stirbt er bei Hannover.
  • Vor dem Sozialamt in der Thiemstraße wird die Plastik „Krankenschwester mit Kind" der Dorothea von Philipsborn aufgestellt. Die Künstlerin wurde am 20. 4. 1894 in Strehlitz (Kreis Schweidnitz) geboren und erhielt seit 1910 eine künstlerische Ausbildung. Seit 1921 war sie Mitglied der „Vereinigung Schlesischer Künstlerinnen" und seit 1922 arbeitete sie als Bildhauerin. 1945 wurde sie aus Strehlitz vertrieben und ließ sich in Trebendorf bei Weißwasser nieder. 1964 erhielt sie den Carl-Blechen-Preis. Sie starb nach langer Krankheit am 31. 8. 1971.
  • In diesem Jahr rehabilitiert das Oberste Gericht der UdSSR das Gerichtsurteil gegen den Cottbuser Kommunisten Willy Budich aus dem Jahr 1938. Er war am 16. 4. 1890 in Cottbus geboren worden und 1918 Mitbegründer des Spartakusbundes sowie der KPD und Leiter des Roten Soldatenbundes. Als Mitglied des Vollzugsrates der Bayrischen Räterepublik in München wurde er verhaftet und in Berlin eingekerkert. Ihm gelang die organisierte Flucht nach Sowjetrußland und dort beteiligte er sich an den Kämpfen der Roten Armee gegen Interventionstruppen 1921. Nach Deutschland kehrte er illegal 1922 zurück, wurde wegen Hochverrats erneut gesucht. 1929 war er Redakteur der „Roten Fahne" und 1932 Reichstagsabgeordneter der KPD. Bei einem Tumult im Reichstag wurde er verletzt, anschließend 1933 in einem SA-Sturmlokal zum Krüppel geschlagen. Er floh in die Sowjetunion und wurde 1936 unter der falschen Beschuldigung, mit der Gestapo zusammenzuarbeiten, verhaftet. Am 22. 3. 1938 wurde er zum Tode verurteilt und am gleichen Tag hingerichtet.
  • Die Tuchfabrik Cottbus eröffnet eine Kinderkrippe.
  • Nachdem im Sommer 1954 die Pioniereisenbahn erstmalig fuhr, erfolgt der weitere Ausbau der Schmalspurbahn. Am Bahnhof Zoo wird ein ausgedienter HO-Kiosk als Verkaufsraum für die Fahrkarten und zur Unterbringung der Signaltechnik errichtet und die Strecke auf insgesamt 1,1 km erweitert. Die verwendete Sicherungstechnik stammt von der Spreewaldbahn aus Straupitz.
  • In der Bahnhofstraße 15, der Burgbraun-Villa, wird der „Carl-Blechen-Club" gegründet. Ihm gehören damals etwa 200 Mitglieder an.
  • In einer Ausstellung im Schloß Branitz wird auch das Gemälde „Das Heidelberger Schloß" von Carl Blechen gezeigt. Im Anschluß an die Ausstellung wird dieses Kunstwerk restauriert.
  • In Cottbus wird die „Medizinische Gesellschaft der Bezirke Cottbus und Frankfurt/Oder, Sektion Ost-Brandenburg der Gesellschaft für klinische Medizin" gegründet.
  • Das Stellwerk B 23, 1902 als „Druckluftstellwerk" errichtet und betrieben, wird umgebaut.
  • 1955 verläßt Gustav Hermann, bis 1945 Leiter des Heimatmuseums an der Oberkirche, die Stadt Cottbus und geht nach Göttingen.
  • Am 25. Januar 1955 beginnen die ersten Vorbereitungsstunden für die Jugendweihe in Cottbus, die am 17. April 1955 im Stadttheater stattfand.
  • Das größte Säuglingsheim in der DDR, umgebaut aus dem einstigen Garvisionslazarett, wird am 8. März 1955 übergeben.
  • Am 1. April 1955 wird die URANIA in Cottbus gegründet. Sie hatte sich zur Aufgabe gemacht, wissenschaftliche Erkenntnisse in populärer Weise zu verbreiten.
  • In Anwesenheit des Ministers für Post- und Fernmeldewesen wird am 30. April 1955 der Grundstein für das neue Postgebäude gelegt. Zuvor erfolgte der Abriß des im Krieg beschädigten Hotels „Weißes Roß".
  • Die im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigte Oberkirche kann am 5. Juni 1955 mit der Weihe des Altarraumes einen ersten wichtigen Abschnitt ihres Wiederaufbaues beenden. Auch eine neue Orgel mit 12 Registern von der Orgelfirma Jehmlich wird eingebaut. Es sollen noch Jahrzehnte vergehen, ehe der Kirche ihre Wunden geheilt werden können, erst am 15. Juni 1980 werden die umfangreichen Restaurierungsarbeiten im Innern abgeschlossen. Acht Jahre später, am 19. Juni 1988 wird unter der Anteilnahme Tausender Cottbuser dem Kirchturm die Nachbildung der alten barocken Haube aufgesetzt und die Kirche erhielt dadurch ihr einstiges Aussehen zurück.
  • Am 16. Mai 1955 starb Gertrud Kohli-Herzog in Landsberg/Lech. Die Malerin wurde am 20. Dezember 1889 in Wilhelmswalde bei Danzig geboren. Seit 1912 ist sie als Zeichen- und Turnlehrerin in Cottbus tätig. Nach ihrer Heirat lebte sie noch bis 1934 als freischaffende Künstlerin in Cottbus, sie beteiligte sich u. a. 1928 an der Ausstellung „Unsere Heimat im Bild" in der Halle am Cottbuser Viehmarkt. 1943 zog sie nach Friedrichshagen, anschließend auf Grund der Bombenangriffe nach Bayern.
  • Am 16. Juli 1955 wird durch den Werkdirektor Rothe das neue Lehrlingswohnheim des RAW in Betrieb genommen.
  • Unter dem Motto „Grünen und Blühen an der Spree“ findet vom 20. August 1955 bis zum 28. August 1955 eine Blumen- und Gartenausstellung in Cottbus statt. Das Ausstellungsgelände mit ca. 7 Hektar umfaßt u. a. den Blechenpark, den Goethepark, das Mühlgrabenufer und die Kastanienallee.
  • Am 17. September 1955 strahlt der Sender Cottbus beim Radio DDR seine erste Übertragung aus. Hervorgegangen ist diese Sendestation aus dem Stadtfunk und der Redaktion Cottbus des Landesrundfunks.
  • Im Oktober 1955 erfolgt die Grundsteinlegung für die Gaststätte „Stadt Cottbus". Auf dem Grundstücken in der Spremberger Straße 27 bis 29 wird ein Haus mit 12 Wohnungen und Geschäften und dem Gaststättenkomplex im Untergeschoß erbaut und damit eine Kriegsruine beseitigt. Verantwortlich für die Neugestaltung des Bereiches des ehemaligen Kaufhauses Waldschmidt in der Sprem war der Architekt Flemming vom VEB Cottbus-Projekt.
  • Am 1. Oktober 1955 werden die Gebäude Ostrower Damm 11/11a von der Tuchfabrik Cottbus an die Gesellschaft für Sport und Technik (GST) übergeben.

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