Cottbus-Chronik

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 1937  

1937

  • Durch die gemeinnützige Aktiengesellschaft für Angestelltenheimstätten werden die Häuser im sogenannten "Musikerviertel" am Nordfriedhof zwischen 1937 und 1939 erbaut.
  • Anfang des Jahres wird mit dem Bau des Cottbuser Abschnittes der Reichsautobahn Berlin–Breslau begonnen.
  • Der Marktplatz wird in Altmarkt umbenannt.
  • Im Süden der Stadt werden die Sachsendorfer Kaserne und die Kaserne am heutigen Südeck erbaut.
  • Seit dem 1. Januar 1937 ist Cottbus "Luftschutzort I. Ordnung", weil es in der Stadt eine ausgeprägte Rüstungsindustrie, den Eisenbahnknotenpunkt und die Kasernen sowie den Flugplatz gibt.
  • Am 12. Januar 1937 stirbt in Berlin-Wilmersdorf der Pfarrer und Sprachwissenschaftler Dr. Phil. Mathias Gotthelf Bronisch (sorbisch: Matej Bogumil Broniš), der u.a. auch in und um Cottbus in verschiedenen Funktionen tätig war.
  • Der Cottbuser Anzeiger teilt am 20. Januar 1937 mit, dass Butter nur noch auf Kundenkarte abgegeben wird und in der Textilindustrie Doppelschichten geleistet werden müssen.
  • Ende Januar 1937 verstirbt Paul Krusche in Cottbus. Der Lehrer und Heimatkundler, der am 19. September 1860 in Glinzig geboren wurde, betreute über viele Jahre die naturkundlichen Sammlungen des Vereins für Heimatkunde Cottbus bzw. des späteren Städtischen Museums.
  • Nach dem 16. Februar 1937 lässt die Cottbuser Polizei eine "Nachweisung der in Cottbus wohnhaften Juden und Mischlinge" anfertigen. Hierdurch sollen alle nach den Nürnberger Rassegesetzen unter den Begriff "Jude" fallenden Personen in der Stadt erfasst werden. 499 Personen sind letztlich verzeichnet.
  • Am 18. März 1937 werden die Domowina und weitere sorbische Vereine und Verbände verboten, nachdem die Domowina einen nationalsozialistischen Entwurf ihrer Satzung ablehnen. Sie werden enteignet und ihr Vermögen als "Staatsfeindliches Vermögen" beschlagnahmt. Der Gebrauch der sorbischen Sprache in der Öffentlichkeit wird ebenfalls untersagt. In diesem Zusammenhang werden mehr als 30 sorbische Lehrer aus der Lausitz ausgewiesen oder aus dem Dienst entlassen. Pawel Nedo wurde z.B. in die Provinz Hannover strafversetzt, legt sein Lehramt aber aus Protest nieder und scheidet aus dem Schuldienst aus.
  • Am 25. August 1937 zerstören die Nationalsozialisten zudem das Haus der Sorben in Bautzen. An diesen Maßnahmen ist der "Bund Deutscher Osten" unter dem Vorsitz von Theodor Oberländer aktiv beteiligt. Diese Organisation trägt gleichsam die Planungen zur Assimilierung und Germanisierung bzw. Zwangsumsiedlung der Sorben mit.
  • Im Rahmen einer "Gaukulturwoche" der Mark Brandenburg werden im März 1937 Gemälde und Zeichnungen Carl Blechens und Karl Friedrich Schinkels in Cottbus gezeigt. Ferner wird eine umfangreiche Ausstellung im neuen Heimatmuseum an der Oberkirche eröffnet. Die Ausstellungsschwerpunkte sind die Geschichte der Tuchmacherei, eine Abteilung für "Sippenkunde" mit Cottbuser Familiengeschichten in der Tradition der "Erb- und Rassenkunde" der Nationalsozialisten und die bäuerliche Kultur. Die vorgeschichtlichen Funde und die Kunstsammlung erhalten ein neues Heim im Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte. Hierfür wählen die Nationalsozialisten das alte Logengebäude in der Lausitzer Str. 11 (heute: Wilhelm-Külz-Str.) aus. Die Cottbuser Freimaurerloge ist bereits {{chronik::1935}} verboten und enteignet worden.
  • In einem Schreiben vom Juni an den Cottbuser Schulrat wird gefordert, die Begriffe "Wenden", "wendisch" und "wendisches Volkstum" zu verbieten und wenn nötig stattdessen den Begriff "Spreewald" zu verwenden.
  • Durch den Leiter des Provinzialausschusses für Innere Mission, Pastor Dr. Wenzel, wird im Juni 1937 das neue Stadtmissionshaus in der Mühlenstraße eingeweiht. Im Saal konnte bereits 1936 die Weihnachtsfeier durchgeführt werden. Das Gebäude erhält den Namen "Wichernhaus". Hier findet auch die "Herberge der Heimat" - eine Art christliches Hospiz - ihren Platz.
  • Die Pfarrer der Bekennenden Kirche führen am 3. Juni 1937 einen Konvent durch. Während Dr. Buchholtz und der Kreispfarrer Weinhold aus Groß Gaglow aktiv teilnehmen, lehnen die Pfarrer der "Deutschen Christen" in und um Cottbus eine Mitwirkung grundsätzlich ab. Nach der Verhaftung von Dr. Buchholz im November amtiert Pfarrer Schubert als Superintendent. Dr. Buchholz kann nach fünf Wochen die Haftanstalt verlassen, nach dem anschließenden Krankenhausaufenthalt wird ihm jedoch jegliche öffentliche Betätigung untersagt.
  • Am 1. Juli 1937 gründet die "Phänomen-Werke Gustav Hiller AG Zittau" als Tochterunternehmen in Cottbus die "Mechanische Werkstadt Cottbus GmbH" mit Sitz im Merzdorfer Weg 14. Hier wird fortan das Kettenfahrzeug "ZKW" als Mannschafts- und Flakwagen produziert, ausgerüstet mit einem 100 PS Maybach-Motor. Zunächst arbeiten hier 200 Monteure, später bis zum Kriegsbeginn sind es etwa 500. Monatlich werden 150 Fahrzeuge produziert.
  • Mit der Verfügung "O.P.I-3-Pol.1196/37" des Oberpräsidenten der Provinzen Brandenburg und Grenzmark Posen-Westpreußen vom 26. Juli 1937 wird festgelegt, dass "bestehende slawische, polnische und wendische Namen und Bezeichnung für Ortschaften, Ortsteile, sowie Flüsse und Bäche verschwinden müssen". Daraufhin lassen die Nationalsozialisten sorbische Orts- und Flurnamen, Straßenbezeichnungen, Spreewaldfließe etc. mit deutschen Bezeichnungen versehen, um die sorbische Identität auszulöschen.
  • Am 31. Juli 1937 wird für die 90 "Volkswohnungen" in Sandow Richtfest gefeiert. Die Wohnungen sind mit Innentoilette, Strom und Gas ausgerüstet, für jeweils sechs Familien gibt es ein Gemeinschaftsbad und eine Waschküche.
  • Seit dem 16. August 1937 verbinden neue Omnibuslinien den Berliner Platz mit dem Flugplatz.
  • Anfang Dezember 1937 erfolgt die Grundsteinlegung für die Kirche in Willmersdorf. Die Planung stammt vom Cottbuser Architekten Hans Palm, der Entwurf ist der "Heimatschutzbewegung" zuzurechnen.
  • Am 7. Dezember 1937 wird das neue Gebäude der Sparkasse in der Bahnhofstraße eingeweiht. Der Entwurf stammt von dem Cottbuser Architekten Rudolf Stiefle. Am gleichen Tag erfolgt auch die Einweihung des Neuen Rathauses am Neumarkt nach der Fertigstellung des 2. Bauabschnittes. Der geplante 3. Bauabschnitt, eine repräsentative öffentliche Anlage zum Berliner Platz hin, wird nicht mehr ausgeführt.
  • Am 19. Dezember 1937 wird die nach den Plänen des Architekten Hans Palm in schlichter und praktischer Klinkerbauweise errichtete evangelische Kirche in Schmellwitz eingeweiht.

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