Cottbus-Chronik

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 1936  

1936

  • In der Stadt leben nun 53.641 Menschen in 17.663 Haushalten.
  • In der alten Gaststätte "Zum Grünen Baum" in der Sandower Straße 4 wird die Sandower Apotheke eröffnet.
  • Für die Straßenbahn wird mit dem Verlegen eines zweiten Gleises vom Hotel Weißes Roß in der Berliner Straße zum Rathaus begonnen.
  • Nach den Plänen des Cottbuser Architekten Rudolf Stiefler wird das neue Gebäude der Sparkasse errichtet in der Bahnhofstraße (Ecke Kaiserstraße) errichtet.
  • Bis zur Mitte des Jahres sind aus Cottbus 34 jüdische Bürger ausgewandert: Ziele für die Flüchtlinge waren u. a. auch Palästina, Litauen, die Tschechoslowakei, Brasilien, Dänemark, Südafrika, die Schweiz und die USA.
  • Die Gestapo untersagt das Gemeindefest der katholischen Gemeinde St. Maria Friedenskönigin zu Fronleichnam, weil sie dieses als "Demonstration" ansieht.
  • Nachdem die Cottbuser Freimauerloge verboten und aufgelöst wird, erfolgt in dem Logengebäude der Aufbau eines vorgeschichtlichen Museums aus den Beständen der Niederlausitzer Gesellschaft für Geschichte und Altertumskunde.
  • Beim umfassenden Umbau des Bahnhofes Cottbus in den Jahren 1934 bis 1936 wird der Vorderbau des Erdgeschosses und die Treppe zum Tunnel abgebaut. Neu entsteht ein Vorbau und eine Treppenanlage. Flankiert wird der Vorbau an beiden Seiten von Tunnelausgangstreppen mit Sperrhäuschen Der durch den Anbau vergrößerten Eingangshalle ist ein drei Meter tiefer Windfang vorgelagert. Eine neue zentrale Sperre an der großen Empfangshalle auf der Südseite mit sechs Durchgängen als Haupteingang zu allen Bahnsteigen wird errichtet.
  • Mit dem Bau der "schlesischen Autobahn" zwischen Berlin und Breslau über Cottbus und Forst sowie der bei Lübbenau abzweigenden "sächsischen" Verbindung nach Dresden erhält die Niederlausitz Anschluss an das Netz der Reichsautobahn. Als "Landschaftsanwalt" bestimmt Johann Hans Gottlob Solbrig die Landschaftsgestaltung entlang der Lausitzer Reichsautobahn. Während des Autobahnbaus zwischen 1936 und 1940 wird bei Kiekebusch ein "Reichsautobahnlager" für die Unterbringung der Bauarbeiter betrieben.
  • Am 22. März 1936 wird in Neupetershain Rudolf Graf geboren. Der Maler und Grafiker studiert zwischen 1959 und 1964 an der Hochschule für Bildende Künste Dresden und lebt ab 1965 in Cottbus. Er schuf Ölbilder, Gouachen. Aquarelle und Zeichnungen. Für den (abgerissenen) Stadtbrunnen vor dem heutigen HERON-Buchhaus gestaltet er 1969 die Emaille-Kupferplatten, für die Teestube „Lipezk" (später „Promenaden-Eck") Malereien auf Holz mit Motiven aus der russischen Folklore). Weiterhin schuf er Wandgestaltungen für das Bezirkskrankenhaus, das Kombinat Kraftverkehr, die Kinder- und Jugendsportschule Cottbus und in anderen Lausitzer Städten. Rudolf Graf stirbt am 14. März 1981 in Cottbus.
  • Das alte preußische Gefängnis in der heutigen Bautzener Straße erfuhr nun die traurige Berühmtheit eines Konzentrationslagers, in dem überwiegend Frauen eingesperrt waren. Am 30. März 1936 werden insgesamt 296 Gefangen gezählt, nicht genannt die unzähligen Antifaschisten, die von hier aus ihren Leidensweg antreten mussten. Ein Jahr später sind schon 453 Gefangene inhaftiert und ihre Zahl wächst stetig.
  • In einer Beratung zur Wendenfrage beim Bund Deutscher Osten am 7. April 1936 fordert der Leiter Theodor Oberländer eine radikale Lösung gegen die Zunahme des politischen Wendentums und der Propaganda der Domowina. Letztlich erfolgt am 18. März 1937 das Verbot der Dachorganisation der Sorben und 1941 die Enteignung.
  • Mit dem Vertrag vom 8. Mai 1936 geht eine Fläche von 9,23 Hektar Größe im Waldstück Hermann-Löns-Str., Gaglower Str. und Dresdener Str. in den Wehrmachts-Fiskus über. Hier wird dann die Kaserne für das Ausbildungsbataillon Großdeutschland erbaut.
  • Am 18. Mai 1936 wird das Richtfest für den 2. Bauabschnitt des Rathauses gefeiert. Im November erfolgt der Einzug in die neuen Räumlichkeiten durch die Verwaltung.
  • Im Juni 1936 werden die Mitglieder der Widerstandsgruppe Jannasch wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" zu Gefängnisstrafen und anschließender Polizeiaufsicht verurteilt.
  • Am 15. Oktober 1936 tritt Dr. Hans Buchholtz als Nachfolger des Superintendenten Cordes sein Amt in Cottbus an. Ab 1937 übernimmt Pfarrer Schmidt die Geschäftsführung der Superintendentur und Dr. Hans Bucholtz, der Mitglied der Bekennenden Kirche ist, wirkt als Pfarrer an der Oberkirche.
  • Die Cottbuser Ortspolizeibehörde erlässt am 14. Dezember 1936 eine Verordnung zur Feststellung der Wahlberechtigung. Dazu wird von der Synagogen-Verwaltung eine Liste der Juden abgefordert. Der Repräsentant der jüdischen Gemeinde Georg Schlesinger legt am 28. Dezember 1936 eine Liste vor, auf der 334 Namen aufgeführt sind.

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