Cottbus-Chronik

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 1916  

1916

  • Nachdem die Bauern enteignet worden sind, wird auf der Feldflur Sielow ein Flugplatz angelegt. Auf dieser Fliegerstation werden Flugzeugführer und Flugbeobachter ausgebildet, sie ist der Flieger-Ersatz-Abteilung 12 zugeordnet.
  • In einer Denkschrift der Handwerkskammer Cottbus fordert diese den „Bau einer direkten Wasserstraße durch das Niederlausitzer Braunkohlenrevier" als Elbe–Oder–Spreekanal. Danach sollte der Kanal für 600 - Tonnen - Schiffe gebaut werden und von Mühlberg/Elster über Elsterwerda nach Senftenberg, Cottbus, den Schwielochsee und zum Oder-Spreekanal geführt werden.
  • Bei der Cottbuser Straßenbahn werden nun Frauen als Schaffnerinnen eingestellt und des Zahlkastensystem abgeschafft.
  • In diesem Jahr wird infolge des Lehrermangels an der Schule in Schmellwitz eine Lehrerin eingestellt.
  • Auf Wunsch der Mieter werden einige Wohnungen des Beamten-Wohnungs-Vereins mit elektrischen Leitungen ausgestattet.
  • Alfred Mietschke wird geboren. Nach seinem Studium musste er als Soldat am 2. Weltkreig teilnehmen. Nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft 1949 wird er Direktor der Sorbischen Oberschule Bautzen. Ab 1952 leitete er die neu gegründet Sorbische Oberschule in Cottbus. 1955 bis 1986 war er Mitarbeiter und Abteilungsleiter am Institut für sorbische Volksforschung in Bautzen. Er starb am 9. Juni 1990 in Bautzen.
  • Am 1. Januar 1916 wird in Cottbus eine Spartakusgruppe gegründet.
  • Mit der 2. Magistratsverordnung vom 4. Januar 1916 wird festgelegt, dass z.B. Kautschuk und Asbest abzuliefern sind. Beschlagnahmt werden nun auch alle Fahrraddecken und Fahrradschläuche, die bisher nur meldepflichtig waren.
  • Ferdinand Wilhelm Riedel stirbt am 23. Januar 1916 als Ehrenbürger seiner Vaterstadt Cottbus. Er wurde am 13. Juni 1829 in Cottbus geboren. Nachdem zu zunächst eine Tuchfabrik in Forst aufgebaut hatte, siedelte er 1861 nach Berlin über. Für seine Vaterstadt wirkte er mit zahlreichen sozialen Projekten, so wurde 1896 das von ihm in der Bellevuestraße (heute Bautzener Straße) errichtete „Riedelstift für vaterlose Waisen" eröffnet, 1902 stiftete er eine „Aussteuerstiftung für weibliche Insassen" und eine „Stiftung für achtbare Arme". 1907 konnte durch seine Spende das „Werkstättenhaus der Riedelstiftung Selbsthilfe" für arme Handwerker und Gewerbetreibende errichtet werden.
  • Am 27. Januar 1916 wurde die „Einweihung des Cottbuser Kriegswahrzeichens, die Nagelung der neuen Rathaustür" gefeiert. Während der Nagelung wurde im Rathause durch eine Deputation des 2. Ersatz–Bataillons unter Führung von Major Naumann der Stadtverwaltung zur Erinnerung an die Kriegszeit und an das gute Einvernehmen zwischen Stadt und Militär ein Porträt des Generalfeldmarschalls von Hindenburg, ein Bild des Kunstmalers Steimer vom hiesigen Landsturmbatallion, überreicht.
  • Am Gymnasium wird am 27. Januar 1916 ein Schulmusikverein gegründet. Den Vorsitz übernimmt der Oberprimaner Ernst Krienitz.
  • Die Polizeiverordnung vom 6. April 1916 verbietet jugendlichen Personen unter 17 Jahren das Rauchen auf Straßen und Plätzen und sonstigen Orten, den Besuch und Aufenthalt in Gast- und Schankwirtschaften sowie Kaffeehäusern ohne Begleitung Erwachsener, den Besuch von Lichtspieltheatern nach 20 Uhr und das zwecklose Verweilen auf Straßen und Plätzen ohne Begleitung Erwachsener oder ohne ausreichendem Grund nach 21 Uhr.
  • Der "Cottbuser Kunstverein e.V." wird am 18. April 1916 durch Carlo Noack gegründet. Er organisierte Vorträge und Ausstellungen und erwirbt weitere Werke der bildenden Kunst für die städtischen Sammlungen, so u.a. Radierungen und Aquarelle von Käthe Kollwitz und Max Liebermann. Eine erste Ausstellung, in der auch zahlreiche Arbeiten von Carl Blechen gezeigt werden, wird im Saal der Stadtverordnetensitzungen am Altmarkt 21 gezeigt.
  • Am 29. Mai 1916 stirbt Prof. Dr. Hugo Jentsch, langjähriger Vorsitzender der Niederlausitzer Gesellschaft.
  • Die Stadtverordneten beschließen am 9. Juni 1916 die Einrichtung einer örtlichen Kriegsbeschädigtenfürsorge.
  • Am 11. Juni 1916 wird Erwin Seemel geboren. Der gelernte Schriftsetzer ist ab 1950 als Archivar zunächst in Lübben und zwischen 1966 und 1982 am Stadtarchiv Cottbus tätig. Er verstirbt am 24. Dezember 1999 in Cottbus.
  • Die Stadtverordneten beschließen am 22. Juni 1916 eine Magistratsvorlage für Maßnahmen zur Einrichtung von Massenspeisung als Kriegsküchen.
  • Die Stadtverordneten stimmen am 31. August 1916 dem Antrag der Jüdischen Gemeinde zum Erwerb einer Fläche von 5.141 m² zu. Diese erwirbt die Synagogengemeinde unmittelbar neben dem Südfriedhof für ihren neuen jüdischen Friedhof. Bereits am 7. November 1916 wird in einem Waldgrab Frau Hammerschmidt auf dem neuen Jüdischen Friedhof beigesetzt.
  • Ein Brand vernichtet am 3. Oktober 1916 in Sielow sieben Gebäude und die Erntevorräte.
  • Die zunehmenden Versorgungsschwierigkeiten führen zu einer Hungerdemonstration am 13. Oktober 1916, bei der zunächst etwa 200 Frauen vor dem Rathaus Butter und Kartoffeln fordern. Nach der Demonstration gegen die Hungersnot am Freitag wurden am Wochenende ca. 7.000 Zentner Kartoffeln zusätzlich in die Stadt geliefert.
  • Das Cottbuser Postamt erhält einen Erweiterungsbau, der am 6. November 1916 übergeben wird.
  • In Cottbus leben nach der Volkszählung am 1. Dezember 1916 49.431 Einwohner.

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