Cottbus-Chronik

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 1915  

1915

  • Der Krieg hinterlässt seine Spuren, auch in Cottbus gibt es zunehmend Schwierigkeiten in der Versorgung. Schon seit Oktober 1914 wird das Kriegsbrot K gebacken, nun aber werden auch die ersten Lebensmittelkarten ausgegeben. Zunächst wird das Brot rationiert, in den folgenden Monaten und Jahren folgen weitere Lebensmittelkarten und Bezugsscheine.
  • Mit der Unterstützung der Paul-Grosche-Stiftung wurden in diesem Jahr sechs Landschaftsbilder von Carl Blechen erworben, vier von diesen befinden sich heute im Branitzer Museum.
  • Der Cottbuser Magistrat stellt einen nebenberuflichen Archivar ein, der auch das Heimatmuseum zu betreuen hatte. Der Mittelschullehrer Fritz Schmidt wird bis zu seinem Tod 1930 als Archivar und Regionalhistoriker tätig sein.
  • In Merzdorf wird ein Kriegsgefangenlager eingerichtet. Die russischen Kriegsgefangenen arbeiten auch außerhalb des Lagers, z.B. in der Landwirtschaft und später auch in den Braunkohlegruben.
  • Bei einem Großbrand am 11. Januar 1915 wird die Tuchfabrik W. Müller am Ostrower Damm vollständig zerstört.
  • Inbetriebnahme des Wasserturmes am Bahnhof Cottbus in der Vetschauer Straße am 30. Januar 1915 Der Wasserturm wurde 1914 von dem Ingenieur August Klönne und seiner Dortmunder Stahl- und Brückenbaufirma erbaut. Er hat eine Höhe von 23 Metern und der Stahlkessel fasst 500 Kubikmeter Wasser. Versorgt wird er über eine Pumpstation an der Spree.
  • Am 2. Februar 1915 verstirbt Georg Christoph Bleyer. Er war der letzte Obergärtner des Fürsten Hermann von Pückler-Muskau im Branitzer Park.
  • Nach der Untersuchung der Flecktyphus-Epidemie im Kriegsgefangenenlager Sielow steckt sich der tschechische Biologe und Arzt Stanislaus von Prowazek an und verstirbt am 17. Februar 1915 selbst daran.
  • Am 20. Februar 1915 wird in Cottbus die Brotkarte eingeführt.
  • Bis zum 12. März 1915 wurden durch Schüler der Realschule 12.220 Mark Gold gegen Papier umgetauscht.
  • Am 24. April 1915 wird Lore Koall als Tochter des Cottbuser Bürgermeisters Dr. Curt Möbius geboren. Nach dem Abitur 1934 nimmt sie eine Grafikerlehre auf und studiert in Dresden und München Kunstwissenschaften. In den 1950er Jahren ist sie als freischaffende Grafikerin am Städtischen Museum tätig, das sie kommissarisch von 1958 bis 1959 leitet. Von 1964 bis 1980 leitete sie die Abteilung Kunst und Volkskunst an der Zentralen Sorbischen Sprachschule. Sie schreibt zahlreiche Beiträge zur Cottbuser Geschichte und Kulturgeschichte. Sie verstirbt am 20.10.2002.
  • Am 23. August 1915 verstirbt Clemens Ruff. Der Sohn einer Cottbuser Kaufmanns- und Fabrikantenfamilie wurde am 7. Februar 1845 geboren. Er studierte Rechtswissenschaften und slawische Sprachen und eignete sich die wendische Sprache autodidaktisch an. Er übergab der Stadt mehrere Stiftungen, so 1911 die neun Musen im Stadttheater und unterstützte auch die Errichtung des Siechenhauses in der Taubenstraße. In der Schwanstraße 10 ließ er sich um 1900 vom Bauunternehmer Pabel die "Ruff'sche Villa" erbauen.
  • Am 25. August 1915 verstirbt Amaly Marby. Die Schriftstellerin wurde am 29. August 1834 geboren und besuchte einst die Cottbuser Bürgerschule. Sie unternahm mehrere Reisen durch Europa und veröffentlichte in verschiedenen Zeitschriften unterhaltsame Geschichten und einige Romane.
  • Der "Cottbuser Anzeiger" teilt am 18. November 1915 mit, dass der Stromverbrauch in den Verkaufsstellen der Stadt zu senken ist und deshalb Schaufenster- und Leuchtreklamen abzuschalten sind.

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