Cottbus-Chronik

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 1913  

1913

  • In der Stadt leben 50.139 Einwohner.
  • Es gibt 218 gewerbliche Betriebe mit 10.994 Beschäftigten. In 73 Tuchfabriken arbeiten 7.218 Beschäftigte. In sieben Brauereien produzieren 110 Arbeitern etwa 63.000 Hektoliter Bier, dafür erhält die Stadt 139.000 Mark Brausteuern.
  • Die Feuerwehr in Ströbitz erhält ein neues Gerätehaus mit Steigerturm am Vetschauer Platz.
  • Zwischen 1913 und 1941 ist Gotthold Schwela Pfarrer in Dissen und predigte bis zum Verbot 1941 in sorbisch/wendischer Sprache.
  • Das Eichamtgebäude und die Funkerkaserne werden erbaut.
  • Der Fabrikant Rottka stiftet zum 25. Regierungsjubiläum von Wilhelm II. die "Jubiläumsbrücke" im Volkspark Madlow. Sie führt über den Mühlgraben der Markgrafenmühle nahe dem Kiekebuscher Spreewehr.
  • 1913 wird mit dem Bau der Rentensiedlung "Eigene Scholle" begonnen, der allerdings durch den Krieg unterbrochen werden muss
  • Der Fußballklub SC Wacker 09 verlegt seinen Sportplatz auf das Areal hinter der Gaststätte "Alte Welt" in Ströbitz.
  • Albert Förster gründet die "Freie Sportvereinigung Sandow" als Mitglied des Arbeiter-Athleten-Bundes. 1933 wird dieser Sportverein durch die Nationalsozialisten zwangsaufgelöst.
  • Der Cottbuser Radsportler Hermann Smiel wird Vierter der Unwetterfahrt Wien-Berlin. Von 200 Fahrern erreichen nur sieben das Ziel! Hermann Smiel ist Mitglied in den beiden Radsportvereinen "Falke Forst" und "Endspurt Cottbus".
  • In Cottbus existiert der Briefmarkenverein "Weltverband Kosmopolit", auch "Internationaler Philokartistenbund. Verein für Ansichtskartens- und Briefmarkensammler" genannt. Nähere Auskünfte gibt der General-Konsul Johannes Späth in Cottbus, Sandower Hauptstraße 21.
  • An das Städtische Wassernetz sind 2.403 Grundstücke angeschlossen.
  • Nachdem bei einem Brand fast die gesamte Fabrik in Brandenburg vernichtet wurde, verlegen die Tuchfabrikanten Gustav und Richard Kehrl diese nach Cottbus und setzen die Produktion in gemieteten Räumen in der Parzellenstraße fort.
  • Die "Vereinigte Smyrna-Teppich-Fabrik A.G." gibt ihren Betrieb der Teppich-Fabrik in Hannover-Linden auf und überführt alle Maschinen und Stühle in den Cottbuser Neubau in der Berliner Straße.
  • 1913 bringt dem Cottbuser Elektrizitätswerk die vorläufig höchste Energiemenge von etwa 1,3 MWh durch Wasserkraft und 2,7 MWh durch Dampfkraft. Den Beschluss des Rates der Stadt, ein weiteres Elektrizitätswerk zu bauen, verhindert der 1. Weltkrieg.
  • Die zweite, und damit abschließende Gründungsversammlung der "Domowina" findet am 9. Februar 1913 in Hoyerswerda statt.
  • Prof. Dr. Karl Schliack tritt am 1. April 1913 in den Ruhestand. Er wurde 1876 ans Cottbuser Gymnasium berufen, seit 1894 ist er Professor für Deutsche und Lateinische Sprache. Seit Ostern 1894 verwaltet er die Lehrerbibliothek und "hat seine Arbeit mit mustergültiger Sorgfalt geleistet".
  • Rektor Wilhelm Schmidt tritt ebenfalls am 1. April 1913 in den Ruhestand. Neuer Rektor der Mädchenmittelschule wird Friedrich Gaile (SPD) aus Berlin, der gleichzeitig das Amt des Stadtschulrates bekleidet.
  • Auf der Stadtverordnetenversammlung am 2. April 1913 wird eine Spende der Stadt für die Waldschule über 25.000 Mark vorgeschlagen. Insgesamt sind es 116.510 Mark. Für den Bau sind 97.000 Mark erforderlich. Die Stadt will das Terrain von etwa fünf Hektar im Wert von 13.600 Mark im Kaiser–Wilhelm–Auguste–Viktoria–Hain zur Verfügung stellen.
  • Bereits im Jahr 1912 finden auf der Cottbuser Rennbahn Schau- und Rundflüge statt. Am 6. April 1913 startet das Luftschiff "Hansa“ um 11.10 Uhr mit elf Gästen in Cottbus und landet 13.30 Uhr wieder auf der Rennbahn. Ein Zeppelin startet gegen 14.00 Uhr zum Rückflug mit neun Gästen und landet in Potsdam um 16.15 Uhr. Die Stadtoberen sind von dem Ereignis so beeindruckt, dass sie mit den Rennbahnbetreibern in Verhandlungen treten, um den Rennplatz zu einem Flugstützpunkt ausbauen zu können. Ein Jahr später lässt die Stadt eine Flugzeughalle mit Werkstatt errichten und schafft somit alle Voraussetzungen für einen regulären Flugplatz. Es vergehen jedoch noch einige Jahre, ehe Cottbus auch aus der Luft erreichbar wird.
  • Am 20. April 1913 wird der erste Feuerlöschbrunnen im Landkreis Cottbus in Ströbitz in Betrieb genommen. Die Kosten belaufen sich auf 1.200 Mark.
  • Bei einer öffentlichen Versteigerung am 24. April 1913 erwirbt die Familie Schocken das Kaufhaus "Bromberg" in der Spremberger Straße zum Preis von 240.000 Mark. Anschließend erfolgt der Umbau des Gebäudes. Die Eröffnung des Kaufhauses Schocken erleben die Cottbuser am 30. September 1913.
  • Auf Grund extremer Hitze zwischen dem 30. Mai 1913 und dem 4. Juni 1913 wird der Unterricht am hiesigen Gymnasium gekürzt.
  • Die erste "Blumen- und Rosenausstellung" auf der Forster Wehrinsel wird am 14. Juni 1913 eröffnet, nachdem die Stadt nochmals 8.000 Mark für die Wasserversorgung bereitgestellt hat. Sie wird bis zum Oktober 1913 durchgeführt.
  • Am 18. Juni 1913 beschließt die Stadtverordnetensitzung den Neubau der Straßenbahn vom Bahnhof zum Krankenhaus. Dieser soll 200.000 Mark kosten.
  • Am 16. August 1913 wird das Alvensleben-Denkmal eingeweiht. Gewidmet ist es dem preußischen General Konstantin von Alvensleben (1809–1892). Die Bronzeskulptur stammt von Ludwig Cauer aus Berlin-Willmersdorf, die Bronzeplatten zeigen verschiedene Schlachtszenen. Das Denkmal wird 1945 zerstört.
  • Der Fußballkllub SC Alemannia aus Cottbus fusioniert am 19. August 1913 mit dem "Hockey-Club" zum "Cottbuser Sport-Club" (CSC). Die Sportanlagen befinden sich rechts und links der Straße nach Madlow (heute Dresdner Straße), die Vereinsfarben waren Schwarz-Weiß-Blau.
  • Am 13. Oktober 1913 wird in Sandow am Muskauer Platz eine neue Schule eingeweiht. Der Entwurf für die Gemeindeschule V und VI stammte von dem Berliner Architekten Dr. Mäckelt, die Ausführung übernahm die Cottbuser Firma "August Patzelt". Dieser monumentale Backsteinbau weist neugotische Formen auf. Ursprünglich schmücken fünf Blendgiebel das Dach. Ein Teil der Schule wird 1945 zerstört und um 1955/56 wiederaufgebaut. Heute ist hier die Carl-Blechen-Schule untergebracht.
  • Der Magistrat beschließt am 23. Oktober 1913 die Gewährung des Ehrenbürgerrechts für den Oberbürgermeister Paul Werner.
  • Mit dem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 23. Oktober 1913 für den Ankauf von Gemälden Carl Blechens 3.000 Mark zur Verfügung zu stellen, legt die Stadt den Grundstein für die städtische Blechen-Sammlung, die sich heute im Schloss Branitz befindet. Bereits am 17. November 1913 wird das erste Blechengemälde durch die Stadt angekauft.
  • Am 10. November 1913 erfolgt die Grundsteinlegung für das Evangelische Gemeindehaus in der Bahnhofstraße 5. Mit einer Feier am 23. August 1914 wird es eingeweiht, jedoch wenige Tage später gleich als Lazarett genutzt.
  • Die Vereinsbank hat am 23. Dezember 1913 das neue Geschäftsgebäude in der Kaiser-Friedrich-Straße (heute Bürogebäude der Stadtwerke, Karl-Liebknecht-Straße) bezogen. Im Erdgeschoss wird eine brand- und einbruchsichere Geldschrank- und Tresoranlage von der Leipziger Firma "Carl Kästner AG" installiert.
  • Im Dezember 1913 werden in der Bahnhofstraße dreiflammige Graetzin-Lampen aufgestellt, die auch in anderen Hauptstraßen angebracht werden sollen.
  • Der Schriftsteller Klaus Hallacz wird am 20. Dezember 1913 in Cottbus geboren. Er veröffentlicht u.a. "Sagen aus dem Spreewald" und stirbt am 14. November 1975 in Cottbus.

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