Cottbus-Chronik

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 1910  

1910

  • Im Jahr 1910 wird die „Elimkapelle“ als Kirche der evangelischen Methodistengemeinde eingeweiht. Bereits 1895 hatte sich diese Gemeinde in Cottbus gebildet, die Kapelle in der Virchowstraße wurde zwischen 1977 und 1984 erweitert und ist heute als“ Christuskapelle“ bekannt.
  • Die Aktiengesellschaft der „Vereinigte Smyrna-Teppich-Fabrik A.G." erwarb die Maschinen der Teppich-Fabrik Roeder aus Ansbach in Bayern.
  • In der Berliner Straße wird ein Tonbildtheater eröffnet.
  • Die Landgesellschaft "Eigene Scholle" wird in der Form einer Rentengesellschaft gegründet. Wesentlichen Anteil daran hatte der Regierungspräsident von Frankfurt/Oder Graf von Schwerin.
  • Der Cottbuser Schlosser Charlett führt Flugversuche auf dem Exerzierplatz mit einem selbst konstruierten Flugzeug durch.
  • Gustav Samson lässt seine Tuchfabrik an das städtische Stromnetz unter Verwendung von Einzelmotoren anschließen. Auch Ludwig Polscher lässt von der Firma Siemens & Schuckert eine Kraftanlage für die neuen Tuchfabrik am Ostrower Damm 11 erbauen. Insgesamt liefern 1.000 Einzelmotoren zusammen 250 PS.
  • Während der Arbeiten zur Wiederherstellung der äußeren Fassade an der Oberkirche wird eine hölzernen Kapelle als romanischer Bau entdeckt und belegt damit einen Vorgängerbau der Oberkirche. Die umfangreichen Sanierungsarbeiten an der Oberkirche wurden durch den Architekten A. Mäckelt und den Regierungsbaumeister Witt begleitet. Damals kam auch ein Dachreiter als Neuschöpfung dazu. Die meisten Grabsteine, die sich bisher an der Außenmauer befanden, werden nun im Innern der Oberkirche aufgestellt. Am 12. März 1910 werden zudem neue Glocken eingebracht.
  • In der Puschkinpromenade wird das Lyzeum erbaut.
  • In der Stadt leben insgesamt 48.643 Einwohner.
  • Das Karolinenheim bezieht das Haus Gartenstraße 3 in Ströbitz. Das Heim wurde von der Krankenschwester Karoline Möller, die mit dem Arzt Dr. Leipoldt verheirat ist, begründet.
  • Auf Grund finanzieller Schwierigkeiten verpachtet der Kaufmann Bromberg sein Kaufhaus in der Spremberger Straße 10 an den Kaufmann Reinhold Reeck.
  • In der Arndtstraße werden sechs Häuser vom „Beamten-Wohnungsverein" gebaut.
  • In der Schmellwitzer Schule wird das bisherige Vierklassensystem durch ein fünfklassiges ersetzt. 210 Schüler lernen an dieser Schule.
  • In Cottbus gibt es u. a. den Fußballverein "Preußen" mit seinem Sportplatz hinter dem Krankenhaus, er trat vor dem I. Weltkrieg bereits dem FV "Brandenburg" bei. Ein weiterer Fußballverein war der Fußballverein "Favorit" mit seinem Sportplatz an der Strecke nach Madlow, dem späteren Kasernengelände.
  • Nachdem er bereits in Crossen als Zeichenlehrer tätig war, beginnt Carlo Noack nun am Cottbuser Friedrich-Wilhelms-Gymnasium eine Tätigkeit als Zeichenlehrer. Mit seinem Spitzname "Meester" wird er bis 1936 die Kinder unterrichten.
  • Erstmalig finden Tennisspiele in Cottbus statt, es wird bereits die Tennisvereinigung "Wintergarten" erwähnt.
  • In der Stadt findet eine große Kunstausstellung statt. Hier wurden u. a. auch die Bilder des Paul Eduard Crodel gezeigt. Crodel wurde am 7.9.1862 in Cottbus geboren und starb am 28.7.1928 in Dietramszell. Er studierte in Weimar und Karlsruhe und war 1892 der Münchener Sezession 1892. Er hatte zahlreiche Ausstellungen in Berlin, München, Düsseldorf, Dresden, Venedig und Rom. 1909 erhielt er die Goldmedaille auf der Internationalen Kunstausstellung München.
  • Am 12. Januar 1910 erhalten folgende Straßen ihren Namen: Arndtstraße, Lessingstraße und Körnerstraße. Auf die Anfrage des Regierungspräsidenten vom 23. Dezember 1909 teilt der Magistrat am 9. Februar 1910 mit: „daß sowohl im behördlichen wie im geschäftlichen Verkehr sich die Schreibweise Cottbus seit langen Jahren eingebürgert hat und daß man heutzutage diese Schreibweise als Regel die Schreibweise Kottbus als Ausnahme ansehen kann." Vor dem damaligen Lehrerseminar wird am 12. März 1910 das Lutherdenkmal aufgestellt. Geschaffen hat es der Bildhauer Heinrich Goetschmann. Es stand bis 1978 hier, wurde dann 1983 vor der Lutherkirche aufgestellt.
  • Otto Nickel gründet am 1. April 1910 sein Bauunternehmen in der Bismarckstraße 79.
  • Das Lehrerseminar wurde bereits 1907 gegründete. Am 25. Juni 1910 konnte nun der neue Gebäudekomplex eingeweiht werden. Dem Lehrgebäude zugeordnet waren u. a. eine Direktorenvilla und eine Turnhalle. Das Lehrerseminar wird 1925 geschlossen, jedoch 1932 als Pädagogische Akademie wieder eröffnet und ein Jahr später zur Hochschule für Lehrerbildung umgestaltet. In das Gebäude zieht am 1. September 1952 die Sorbische Oberschule ein, heute ist es das Niedersorbische Gymnasium.
  • Der brandenburgische Knappschaftsverein beschließt am 28. Dezember 1910, seinen Sitz von Guben nach Cottbus zu verlegen. Im folgenden Jahr ließ er hinter dem Stadttheater sein neues Verwaltungsgebäude errichten.
  • Wilhelm Flemming wird am 30. August 1910 in Cottbus geboren. Nach einer Maurerlehre studierte er in Weimar und arbeitete in verschiedenen Architekturbüros. Er wurde 1942 eingezogen und kehrte aus amerikanischer Gefangenschaft zurück. 1948 wurde er Entwurfsarchitekt bei der Bauverwaltung Cottbus und 1952 Leiter des Stadtplanungsamtes Cottbus. 1954 übernahm er als Leiter die Außenstelle Cottbus des Projektierungsbüros des Landes Brandenburg. Flemming wurde erster Projektierungsleiter für den Aufbau der Neustadt Hoyerswerda. In Cottbuser ist er maßgeblich beteiligt an den Wohnungsbauten in der Spremberger und Dresdener Straße sowie in Sandow. Für das Max-Reimann-Stadion, den Neubau der Post, für die Fachschule für Bauwesen in der Sielower Straße und das Schwimmstadion „Friedrich-Ludwig-Jahn" in der Sielower Landstraße stammen die Entwürfe aus seiner Feder. Er wurde zum Cottbuser Bezirksarchitekten und zum Professor an der neugegründeten Hochschule für Bauwesen Cottbus berufen und hatte zwischen 1961 und 1975 eine Professor am Lehrstuhl für Wohnungs- und Gesellschaftsbau an der Hochschule für Bauwesen Leipzig in. Er starb am 7. Oktober 1994 in Cottbus.
  • In Berlin starb am 15. Oktober 1910 Dr. jur. Richard Eduard Koch. Der Präsident des Reichsbankdirektoriums wurde am 15. September 1834 in Cottbus geboren und absolvierte 1851 die Reifeprüfung am hiesigen Gymnasium. Nach seinem Jurastudium an der Universität in Berlin wurde er 1858 Gerichtsassessor und 1862 Stadt- und Kreisrichter in Danzig. 1867 erhielt er die Berufung als Stadtgerichtsrat in Berlin. Koch war viele Jahre Schriftführer der Zivilprozesskommission des Norddeutschen Bundes und ist seit 1870 Hilfsarbeiter im Direktorium der Preußischen Bank. 1887 wird er Vizepräsident des Reichsbankdirektoriums und erhält 1891 seine Berufung als Kronsyndikus ins Herrenhaus. 1893 wird er zum Wirklichen Geheimen Rat mit dem Prädikat Excellenz ernannt und 1895 wird er Präsident der Reichsbehörde. Cottbus verleiht ihm 1903 die Ehrenbürgerwürde.
  • Am 13. November 1910 tagen die Vertreter der Niederlausitzer Turnvereine in Cottbus.
  • Aus den Räumen des Amtsgerichtes verschwindet am 12. Dezember 1910 die Petroleumbeleuchtung, dafür werden nun zunächst Verhandlungs- und Arbeitsräume elektrisch beleuchtet.

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