Cottbus-Chronik

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 1885  

1885

  • Der Buchdrucker Friedrich Wilhelm Brandt übernimmt den Druck des "Cottbuser Wochenblattes" unter dem neuen Titel "Cottbuser Zeitung".
  • Im Haus des Stellmachers in der Schulstraße 13 wird die "Kleinkinder-Bewahranstalt" eingerichtet.
  • Erstmalig werden „Niederlausitzer Mitteilungen" durch die Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte" herausgegeben. Sie erscheinen bis 1941 in 29 Bänden und werden seit 1967 wieder herausgeben.
  • Johann Carl Sigismund Thiem gründet in der Mühlenstraße 31 seine chirurgisch-gynäkologische Privatklinik. Insgesamt versorgen 10 Ärzte die Einwohner von Cottbus.
  • Der chirurgische Instrumentenmacher und Bandagist Emil Schulz, der mit Carl Thiem befreundet ist, lässt das zweigeschossigen Traufhauses Altmarkt 9 ohne Genehmigung des Stadtbaurates abreißen und errichtet im Neubau mit einer neoklassizistischen Fassade eine "Medicomechanische Werkstatt". In den 1920er Jahren wird hier das Café „das hohe C" die Cottbuser einladen.
  • In Sachsendorf wird der Männergesangsverein "Blütenkranz" gegründet.
  • Der Direktor der Gasanstalt Schneider wird am 11. März 1885 als erster besoldeter Stadtbaurat gewählt.
  • Aus den Mitteln der Stadt Cottbus wird die Infanteriekaserne in der heutigen Karl-Liebknecht-Straße erbaut damit erhält Cottbus vor Guben den Rang als Garnisonsstadt. Der Vertag zwischen dem preußischen Generalkommando und Cottbus zum Bau der "Stadteigenen Infanteriekaserne" wurde am 19. April 1885 abgeschlossen.
  • Am 22. Mai 1885 wurde in Papitz Karl Jordan geboren. Nach dem Besuch des Lehrerseminars in Altdöbern war er zwischen 1906 und 1910 als Lehrer in Papitz tätig, danach bis 1937 in Weißagk bei Vetschau und ab 1945 Lehrer an der Sorbischen Volksuniversität Crosta sowie in Burg, danach an der Sorbischen Sprachschule Dissenchen. Seit 1910 war er Mitglied der Masiča Serbska. 1955-57 Vorsitzender des Domowina-Kreisverbandes Cottbus. Der Lehrer stirbt am 3. Mai 1967 in Cottbus und hinterließ die größte private sorbische Bibliothek der Niederlausitz, die 1980 den Grundstock für die Ausstellung „Niedersorbisches Schrifttum" im Bezirksmuseum Schloss Branitz bildete und heute im Wendischen Museum aufbewahrt wird. Sein Grab befindet sich auf dem Nordfriedhof.
  • Am 25. Mai 1885 wird die Tuchfabrik „Jürß & Elger" am Ostrower Damm 17-18 gegründet.
  • Rudolf Eitner wird am 19. Juni 1885 geboren. Er hinterließ zahlreiche Cottbuser Bilder, seine Beisetzung fand am 5. Januar 1952 statt.
  • In Cottbus wird am 1. Juli 1885 der Hausbesitzerverein gegründet.
  • Albert Theodor Böttcher verstarb am 9. Juli 1885 in Leuthen bei Cottbus. Der Sohn eins Pfarrers wurde am 13. Oktober 1826 in Siewisch geboren und besuchte das Cottbuser Gymnasium und studierte Theologie in Berlin. Zwischen 1845 und 1860 war er Pfarrer in Jessen bei Spremberg. Nachdem er in den Ruhestand versetzt wurde, veröffentlichte er zahlreiche Beiträge in wendischen und deutschen Publikationen, in denen er sich für die Anstellung wendischer Pfarrer in wendischen Kirchgemeinden, für die Gründung wendischer Lektorate an preußischen Universitäten sowie für die Herausgabe wendischer Schulbücher einsetzte. Seit 1880 war er zudem Mitglied der Masiča Serbska.
  • In Senftenberg wird am 2. September 1885 Curt Möbius geboren. Er studierte Rechtswissenschaften in Grenoble, Straßburg und Berlin und promovierte 1909 in Jena. Seit 1914 ist er in der Cottbuser Stadtverwaltung tätig. Er war auch Mitglied der Cottbuser Johannisloge und der Andreasloge. Seit dem 1. März 1933 ist er Mitglied der NSDAP und wird 1934 Bürgermeister in Cottbus. Seine Parteimitgliedschaft wird 1939 gelöscht wegen seiner aktiven Logenteilnahme, dennoch bleibt er Bürgermeister bis 1945. Er kehrte nach einem Verhör in der sowjetischen Kommandantur nicht zurück. Eine Straße in Sandow ist seit 1993 nach ihm benannt.
  • Am 1. Oktober 1885 wird der Großenhainer Bahnhof geschlossen. Jeglicher Verkehr findet nun vom Cottbuser Staatsbahnhof aus statt, die Züge der Linie Cottbus-Großenhain von der südlichen Seite und diejenigen von Frankfurt/Oder von der nördlichen Seite. Ebenso findet vom 1. Oktober 1885 ab ein Umsteigen von Passagieren auf dem Vorbahnhof Cottbus nicht mehr statt. Der Fahrplan für diesen neuen Zustand erscheint am 2. Oktober 1885 im Cottbuser Anzeiger Nr. 232.
  • Am 27. Oktober 1885 wird Bruno Dickhoff in Cottbus geboren. Der Sohn eines Rangiermeisters erlernt Tuchmacher in der Tuchfabrik Grovermann. Er wird entlassen, weile r sich gewerkschaftlich betätigt und arbeitete danach in Luckenwalde. 1922 tritt er in die KPD ein und ist ab 1928 wieder in Cottbus tätig. 1936 wird er als Mitglied der Widerstandsgruppe Jannasch in Cottbus verhaftet und zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Er sitzt in den Zuchthäusern Brandenburg-Görden und Waldheim ein und arbeitete nach seiner Entlassung 1939 wieder in der Textilindustrie. 1946 baute er in Cottbus den Zeitungsvertrieb auf.
  • Nach der Zählung am 1. Dezember 1885 leben in der Stadt 28.249 Einwohner, davon sind 26.683 evangelisch, 1.033 römisch-katholisch. Es werden 339 Juden und 5 Bürger mit einem anderen Bekenntnis gezählt.

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