Cottbus-Chronik

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 1884  

1884

  • Mit der Gründung der Firma "Waldschmidt" mietet sich das Kaufhaus zunächst im alten Postgebäude ein.
  • Die Aufstellung eines mechanischen Wunderbettes auf dem Rummel gibt Anlaß zu Klagen in der Stadt.
  • Mit einer Berliner Gesellschaft werden erste Verhandlungen über den Bau einer Straßenbahn aufgenommen. Die schmalspurige Straßenbahn sollte für den Personen- und den Güterverkehr genutzt werden. Zum Einsatz für den Güterverkehr sollte eine Dampflokomotive kommen.
  • Die Tuchfabrik Textor & Prochatschek – in der Parzellenstraße 13 wird gegründet. Auch die Firma Grovermann & Hoppe nimmt ihren Betrieb auf.
  • Es erfolgt die Auflösung der Gesellenbruderschaft und der damit verbundenen Krankengasse der Bäckergesellen. Die verbliebenen Gelder fallen der Stadtkasse zu.
  • Am 25. Januar 1884 ereignet sich eine Dampfkesselexplosion in der Tuchfabrik von Voigt in der Bautzener Straße: Aus dem telegraphischen Bureau wird abends gemeldet: "Kottbus, 25 Heute Nachmittag 5 1/2 Uhr fand in der Georg Voigt Fabrik eine Kessel-Explosion statt. Kessel unten aufgerissen, durch das Dach geschleudert, Giebel des benachbarten Gebäudes und Fabrikschornstein zerstört. So weit bis jetzt constatiert, sind 4 Personen getötet."
  • Am 18. Februar 1884 verstirbt Dr. Robert Immanuel Berger in Cottbus. Geboren wurde er am 8. 11. 1805 in Ruhland. Nach seinem Theologiestudium in Halle/Saale wurde er zunächst 1830 Seminarlehrer in Altdöbern und danach als Subdiakon und Kapellprediger in Ruhland tätig. Zwischen 1836 und 1882 ist er Diakon an der Oberkirche in Cottbus, wo er mit Spendenmitteln eine Schule am Ströbitzer Schwanenweg bauen ließ und als „Waisenpforte" 1846 eröffnete.
  • In der Hubertstraße wird 9. März 1884 wird die neuen Kapelle der katholisch apostolische Gemeinde eingeweiht.
  • In diesem Jahr tauchen die ersten Fahr- und Dreiräder in der Stadt auf. Sie durften nur auf ausgewählten Plätzen fahren und zudem außerhalb der Jahrmarktstage benutzt werden. So wird am 31. März 1884 das Dreiradfahren auf ausgewählten Plätzen gestattet, z. B. dem Berliner Platz, dem Neustädter Platz. Dagegen ist das Radfahren im restlichen Stadtgebiet verboten.
  • Am 3. Juni 1884 wird die "Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Altertumskunde" in Calau gegründet. Ihr erster vorsitzender wird der Calauer Kreisarzt Dr. Ewald Siehe.
  • In der Cottbuser "Freiwilligen Feuerwehr Cottbus" sind 189 Kameraden vereint.
  • In Groß Gaglow wird am 8. Mai 1884 Kurt Giehrt geboren. Der Sohn eines Pfarrers legte 1904 sein Abitur am Cottbuser Gymnasium ab. Nach seinem Theologiestudium in Erlangen, Leipzig und Berlin wurde er 1912Hilfsprediger in Spremberg. Zwischen 1913 und 1956 war er als Geistlicher in Kahren. Er war Mitglied der von den Nazis verfolgten „Bekennenden Kirche". Kurt Giert stirbt am 3.Juli 1966 in Detmold. Seit 1990 erinnert die Kurt-Giehrt-Straße in Kahren an ihn.
  • Das alte Sandower Schulgebäude wird am 6. August 1884 eingeweiht.
  • Der Maschinenbaudirektor und Feuerwehrmann Moritz Nommel verstirbt am 19. August 1884 in Cottbus. Er war 1873 Mitgründer der Maschinenfabrik Nommel & Jaeger und des Turnvereins 1861 Zudem war er Vorsitzender und Oberführer der Turnerwehr Cottbus. Er stellte mit Dr. Bolze und Lehrer Korschel am 24. Juli 1868 im Turm der Sommerfeldschen Fabrik das Foucaultsche Experiment zum Nachweis der Achsendrehung der Erde nach.
  • In Magdeburg wurde am 2. September 1884 Dr. Erich Kreutz geboren. Zwischen 1927 und 1933 war er Oberbürgermeister in Cottbus. In seine Amtszeit fielen die Einweihung des Flugplatzes 1927, der Erweiterungsbau des Krankenhauses 1928, der Bau des Warmbades 1929, die Erweiterung der Städtischen Kunstsammlungen, der Bau der Bismarckschule (Bauhausschule) 1930. Dr. Kreutz war aktives Mitglied der Cottbuser Freimaurerloge „Im Brunnen zur Wüste", aus der er erst am 26. Juni 1933 austrat. Am 11. Juli 1933 wurde Dr. Kreutz in Cottbus „ab sofort beurlaubt" und als Oberbürgermeister in Brandenburg eingesetzt. Nachdem die Nationalsozialisten 1936 entdeckten, daß er Freimaurer in Cottbus war, wurde er 1937 als Oberbürgermeister in Brandenburg entlassen. 1942 wird Dr. Kreutz in Potsdam von der Gestapo verhaftet, da er in Opposition zum nationalsozialistischen Regime stand. Er hat in der Haft am 19. September 1943 Selbstmord verübt.
  • Die Polizeiverordnung vom 15. September 1884 verpflichtet alle Hausbesitzer zur Straßenreinigung. "Die Fahrdämme und Bürgersteige sind den wöchentlichen Reinigungstagen und außerdem so oft es notwendig erscheint, vor der Reinigung ausgiebig mit reinem Wasser zu besprengen. Sie sind unter vorheriger Besprengung mit reinem Wasser auszufegen, schmutziges Wasser und Schlamm aber durch Nachspülen mit reinem Wasser entfernen."
  • Am 2. Oktober 1884 richtet die Feuerwehr ihr Depot in der Turnstraße (Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße) ein.
  • Der Apotheker und Stadtverordnete Ernst Julius Manno stirbt am 19. Oktober 1884. Er war auch Mitbegründer des Cottbuser Verschönerungsvereins.
  • Der Lehrer und Schriftsteller Heinrich Kopf (Hendrich Glowan) verstirbt am 1. November 1884 in Leuthen. Geboren wurde er am 20. Oktober 1833 in Wüstenhain. Er war von 1865 bis 1866 Lehrer in Branitz und von 1866 bis 1884 Lehrer in Leuthen. Als Korrespondent arbeitete er für die wendischen Zeitungen „Serbske Nowiny" und „Bramborski Serbski Casnik". Zudem übersetzte er zahlreiche religiöse Schriften. Kopf war Mitherausgeber der 1867 in Cottbus erschienenen „Wendischen Lieder für unsere liebe Jugend" und des 1869 in Hoyerswerda gedruckten Buches „Die achtzig Kirchenlieder der Schulregulative" und Mitglied der obersorbischen und der niedersorbischen wissenschaftlichen Gesellschaften.
  • Seit November 1884 liegt eines umfangreichen "Situations- und Profilaufriß" der Cottbuser Braunkohlengruben vor.
  • Die Konditorei Engemann wird am 16. November 1884 eröffnet.
  • Das alte Postgässchen wird am 28. November 1884 als öffentlicher Verkehrsweg aufgehoben.
  • Der am 3. Januar 1805 in Neuzauche bei Lübben geborene Leopold Jahr war nach seinem Jurastudium in Cottbus als Justitiar am Patrimonialgericht tätig. Am 1. Mai 1848 wurde er als Abgeordneter der Preußischen Nationalversammlung gewählt. Seit dem 27. Oktober 1850 ist Leopold Jahr als Erster Bürgermeister von Cottbus gewählt und wird dieses Amt bis 1880 bekleiden. Leopold Jahr verstirbt am 20. November 1884. in Breslau. In Cottbus gab es bis 1966 eine Jahrstraße, diese wurde 1967/68 mit dem „konsument-Warenhaus" überbaut. Beigesetzt wurde Jahr auf dem Nordfriedhof, der Stein ist entfernt worden aber eine Eiche markiert die Grabstelle.

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