Cottbus-Chronik

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 1862  

1862

  • In Cottbus leben 69 jüdische Bürger, davon sind 14 schulfähige Kinder.
  • In diesem Jahr wird der "Plan der Kreisstadt Cottbus mit den angrenzenden Ortschaften" von B. Köhler gezeichnet und lithographiert. Er wird vom Verlag Albert Heine zu 17 ½ Silbergroschen verkauft.
  • Am Sorbischunterricht des Cottbuser Gymnasiums beteiligen sich 60 Schüler. Das Fach Sorbisch wird sogar im Rahmen der Matura geprüft. Jeweils ein Absolvent hält auf der Abschlussfeier einen sorbischen Vortrag.
  • Der Vergnügungsmarkt (Rummel) auf dem Neustädter Platz wird etabliert. Erst 1904 wird er auf den damaligen Viehmarkt, den heutigen Schillerplatz, verlegt. Händler aus 117 Städten und Dörfern kommen zum Cottbuser Jahrmarkt. Der Anteil der Cottbuser Händler beträgt ca. 38 %. Seit 1862 wird zudem in der städtischen Marktstatistik die Rubrik "Panoramen, Equilibristen, Seiltänzer, wilde Tiere" geführt. Damals hat der "Tummelplatz", wie der Rummel auch genannt wird, drei Karussells und vier Schaubuden.
  • Fabrikbesitzer Gustav Nitschke erhält am 30.01. den Erlaubnisschein für die Braunkohlengrube "Gustav Adolph" bei Spremberg. Dem Eisengießereibesitzer Hennig aus Cottbus wird bergrechtlich die Grube "Prinzregent" bei Straußdorf zugesprochen. Franz Trierenberg aus Klein-Kölzig eröffnet die Braunkohlegrube "Franz", nach verschiedenen Besitzerwechseln wird die Grube 1919 geschlossen. Weiterhin werden als Schürfer für Braunkohle bei Tauer der Peitzer Bürgermeister Penzlin und der Fabrikbesitzer W. Bothmer aus Guben erwähnt. Maurermeister F. W. Scheide beginnt mit dem Abbau von Braunkohle in der Stadtheide. Fabrikbesitzer Paul Rüdiger aus Forst schürft Braunkohle bei Kahren und Kathlow.
  • Am 21.02. wird der Heimatdichter Ewald Müller in Drebkau geboren. Zwischen 1882 und 1924 wirkt er als Lehrer in Cottbus. Seine literarischen Werke bringen ihm den Ruf ein, der "Dichter des Spreewaldes" zu sein. Für die Erforschung der Sorben und Wenden leistet er eine wichtigen Beitrag - 1894 erscheint sein Buch "Das Wendentum in der Niederlausitz". Ewald Müller stirbt am 24.06.1932.
  • Am 29.03. eröffnet I. Richter ein "Institut für Violinspieler" am Neustädter Platz und erteilt Schülern für 15 Silbergroschen Unterricht. Außerdem unterstützt er auch die hiesigen Gesangvereine.
  • In der Nacht des 04.05. wird die Witwe Altendorf bei einem Raubüberfall erwürgt.
  • Die Valte’sche Tuchfabrik samt Wohngebäude wird am Morgen des 09.05. von einem Großfeuer zerstört.
  • In der Nacht des 13.05. brennt das Hintergebäude von Lossows Hotel (später "Gasthaus zur Börse"). Der Cottbuser Anzeiger moniert die "Rückständigkeit" des Feuerlösch- und Rettungswesens, "das weiter nichts sei, als eine Verwüstung von Eigentum in großartigem Maßstabe" und gibt die Anregung zur Bildung einer freiwilligen Feuerwehr.
  • Hugo Dreifert wird am 01.06. als Sohn einer Kaufmannsfamlie in Cottbus geboren. Er absolviert das Cottbuser Friedrich-Wilhelm-Gymnasium und studiert Jura in Leipzig, Freiburg und München. Ab 1894 ist er 2. Bürgermeister und von 1914 bis zu seinem Tod am 27.07.1925 Oberbürgermeister der Stadt Cottbus. Am 01.11.1925 wird die Gymnasialstraße ihm zu Ehren in Dreifertstraße umbenannt.
  • Am 01.07. wird die Paketbestellung beim hiesigen Postamt eingerichtet. Das Porto für ein Paket beträgt 1 ½ Silbergroschen.
  • Anfang August besucht König Wilhelm I. im Rahmen einer Reise Schloss Branitz und stattet Hermann Fürst von Pückler einen kurzen Besuch ab.
  • Am 02.08. wird im Cottbuser Anzeiger erstmals ein "Witterungsbericht" abgedruckt.
  • Im Großen Saal des "Goldenen Rings" am Altmarkt findet am 16.08. mit der ersten Versammlung die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr statt. Sie konstituiert sich innerhalb des "Turnvereins 1861". Am 23.10. bewilligen die Stadtverordneten für die Beschaffung weiterer Geräte für die Ausrüstung der Feuerwehr 480-500 Thaler. Es werden u.a. zehn Hakenleitern, zwölf Steigergeräte, zehn Helme, ein Rettungsschlauch und eine Gerätewand angeschafft.
  • Anfang September gibt der Magistrat den Beschluss bekannt, ein Krankenhaus zu bauen, für das es eine geeignete Baustelle zu finden gilt. Es werden Grundbesitzer gesucht, die etwa einen Morgen Land in Nähe der Stadt, möglichst in der Spremberger Vorstadt, verkaufen wollen.
  • Am 07.09. wird Paul Crodel in Cottbus geboren. Er studiert zwischen 1885 und 1888 in Weimar und Karlsruhe und ist 1892 Mitbegründer der Münchner Sezession. Er wird vor allem als Freilichtmaler berühmt, seine Bilder sind auf zahlreichen Ausstellungen zu sehen. 1909 erhält er auf der internationalen Kunstausstellung in München eine Goldmedaille. Paul Crodel stirbt am 28.07.1928 in Dietramszell.
  • Seit 1860 wird durch den Magistrat mitgeteilt, dass die Stadtmauer an zahlreichen Stellen einsturzgefährdet ist. Der Magistrat beantragt deshalb am 25.10. die Abtragung der gesamten Stadtmauer beim königlichen Landrat, da sie zur Verteidigung nicht mehr geeignet und für die Steuererhebung nicht mehr erforderlich ist. Außerdem behindert sie die Erweiterung der Stadt. Drei Tage zuvor lehnt der Cottbuser Magistrat unter Oberbürgermeister Leopold Jahr erneut eine Ausbesserung der Stadtmauer ab. Am 02.12. erklärt sich die Regierung in Frankfurt/Oder mit dem Abriss der Stadtmauer einverstanden. Der Spremberger und der Münzturm, das Türmchen am Stadthaus und die Bastei sollen aber erhalten bleiben. Am 22.12. werden die gleichen Bedingungen in einem Schreiben an die Polizeiverwaltung in Cottbus erneut bestätigt. Dem Abriss zwischen 1863 und 1867 folgt zwischen 1937 und 1938 der Nachbau der alten Stadtmauern vor allem entlang des Luckauer Walls.

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