Cottbus-Chronik

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 1860  

1860

  • Gründung des Handelshauses von Wilhelm Richter an der Oberkirche.
  • Friedrich Adolph Eschenhagen gründet in Cottbus eine Tuchfabrik, diese umfasste bereits damals die gesamte Fabrikation einschließlich der Streichgarn-Spinnerei.
  • Theodor Kühn begründet eine Teppichknüpffabrik, die späteren Vereinigte Smyrna-Teppich-Fabrik A.G. in der Dresdner Straße.
  • Das Cottbuser Zentralgefängnis in der heutigen Bautzener Straße wird am 1. April 1860 nach dreijähriger Bauzeit fertiggestellt. In den Jahrzehnten seines Bestehens wird dieses Gefängnis in den unterschiedlichen Gesellschaftsepochen traurige Berühmtheit erreichen. Die Häftlinge der ersten Jahre bauten den Branitzer Park mit auf, später diente das Cottbuser Gefängnis den Nationalsozialisten als Frauenzuchthaus und KZ. Qualvoll starben hier die Menschen, als beim Bombenangriff auf Cottbus am 15. Februar 1945 auch die Gefängnisbauten betroffen waren. Zu Zeiten der DDR richtete das System hier eines der berüchtigten Gefängnisse ein, in denen jene DDR-Bürger gefangen gehalten wurden, die mit dem politischen System im Lande nicht einverstanden waren. Im Frühjahr 2002 wurde die neue Justizvollzugsanstalt in Dissenchen in Betrieb genommen und die Gebäude des alten Gefängnisses geräumt.
  • Besonders wichtig war für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt jedoch die Gründung der Tuchfabrik Heinrich Jaeger am 1. August 1860. In den folgenden Jahrzehnten kam es dann zum eigentlichen Aufschwung in der Cottbuser Tuchindustrie, in der nun –zahlreiche Großbetriebe entstanden. Angeführt seien hier z. B. 1861 Rudolf Kerl und M. u. O. Sommerfeld, 1863 E. Tietze jun., 1865 Wilhelm Handreke, 1866 Hasselbach & Westerkamp, 1875 Hermann Löw, 1879 Duch & Hamann, 1880 Ludwig Polscher, 1882 Wilhelm Eschenhagen und die Gebrüder Fritsch, 1884 Grovermann & Hoppe, 1888 Jürß & Elger, 1889 Herrmann Hellwig, 1890 Max Meyer & Co. und 1891 Wilhelm Westerkamp. Für Jahrzehnte bestimmten diese Fabriken das Bild der Stadt, es entstanden zudem noch zahlreiche Zuliefer- und Konfektionsbetriebe, aber auch Tuchgroßhandlungen und Spezialbetriebe für Färberei und Appretur. Waren 1860 nur etwa 1.900 Arbeiter in der Tuchindustrie tätig, so sind es dreißig Jahre später schon ca. 5.900. Auch die Produktionszahlen zeigen einen deutlichen Aufschwung: 1860 wurden 42.000 Stück Tuche gefertigt, 1890 waren es 150.000 Stück.
  • Der Minister für Handel und öffentliche Arbeit von der Heydt erteilt am 9. September 1860 die Genehmigung zur Anfertigung der Vorarbeiten für den Bau der Halle-Sorau-Gubener-Eisenbahn. Am 12. November 1860 erteilt er auch die Genehmigung für die Anfertigung der Vorarbeiten für die Linie Leipzig.-Eilenburg-Torgau-Liebenwerda-Lauchhamer-Senftenberg-Spremberg-Muskau-Hansdorf. Die Stadt Sorau lehnt die Finanzierung entsprechend der Einwohnerzahl ab. Das bedeutet, dass die Stadt Forst mehr bezahlen müsste. Allerdings würden Sorau Kosten für die Vorarbeiten übernehmen. Über die Höhe ist nichts bekannt. Forst ist nicht glücklich über die höheren Kosten für den bau, würde sie aber übernehmen unter de Bedingung, dass der Bahnhof in der Nähe der Stadt gebaut wird. Eventuell wäre auch eine Linienführung Halle-Leipzig-Finsterwald-Spremberg-Hansdorf mit einer Nebenlinie Finsterwald-Cottbus-Forst-Sorau-Guben möglich. Der Minister von er Heydt fordert die Städte auf, das Terrain kostenlos zur Verfügung zu stellen.
  • Am 19. September 1860 wurde in Glinzig Paul Krusche geboren. Er wird zwischen 1886 und 1824 als Lehrer und Konrektor an der 4. Gemeindeschule, der Mädchenschule in der Dresdner Straße 125 arbeiten. Er wird aktiv als Betreuer und Vermehrer der naturkundlichen Sammlungen des Vereins für Heimatkunde und im späteren städtischen Museum aktiv wirken. Paul Krusche stirbt Ende Januar 1937 in Cottbus.
  • Am 1. Oktober 1860 wird das 2. Batallion Infanterie-Regiment 52 gegründet.
  • Im Oktober 1860 scheidet Dr. Johannes Traugott Tzschirner als Direktor des Cottbuser Gymnasiums aus. Tzschirner kam am 18. April 1855 nach Cottbus und setzte sich für den Neubau des Gymnasiums aktiv ein. Er führte den fakultativen Wendisch-Unterricht am Cottbuser Gymnasium ein. 1861 wurde er Direktor am Gymnasium in Landsberg / Warthe und 1862 Provinzialschulrat in Berlin. Er starb im September 1866.
  • Dr. Hugo Purmann wird 11. Oktober 1860 als Dirktor des Cottbuser Gymnasiums berufen. Der Sohn eines Lehrers wurde am 2. April 1821 in Oels / Schlesien geboren, studierte in Berlin und war zuvor bereits Gymnasiallehrer in Breslau. 1867 bezieht er mit den Schülern und Lehrer das neue Gebäude in der Puschkinpromenade und geht 1873 in den Ruhestand. Dr. Hugo Purmann stirbt am 7. September 1887 in Cottbus.

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