Cottbus-Chronik

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 1848  

1848

  • Während das „Cottbuser Wochenblatt“ nun in drei Ausgaben pro Woche erscheint, wird die erste niedersorbische Zeitung, der „Bramborski Serbski Casnik“ gedruckt. Am 1. Juli 1848 verkauft Albert Heine die erste Nummer des „Cottbuser Anzeigers“. Fast einhundert Jahre wird diese Zeitung die Cottbuser begleiten, sie wird ein wichtiges demokratisches Presseorgan und die Herausgeber erleben manche Schwierigkeiten mit dem Behörden des monarchistischen Deutschlands. Beide Zeitungen sind als Ergebnis der Ereignisse vom Frühjahr gegründet worden.
  • In den Jahren zuvor hatten Missernten zu einer Teuerung der Lebensmittel geführt, auch der Absatz der Fabriken war zurückgegangen. Nun wurden die Forderungen nach politischer Betätigung in der Bevölkerung laut. In Cottbus hatte die Armut so zugenommen, dass die Arbeiter in der Cockerillschen Fabrik sich am 29. Februar 1848 über die drastischen Lohnkürzungen des Fabrikherren beschwerten und der Magistrat bereits am 11. Januar 1848 beschlossen hatte, Wärmestuben einzurichten . Da der hiesige Magistrat wohl Kenntnis hatte über die Unruhen in Paris, diskutierten die Stadtverordneten am 7. März 1848 den Vorschlag zur Bildung einer „Commission, welche die Beschäftigung der Arbeiter-Klasse und die dahin gehörigen fürsorglichen Maßregeln“ bespricht. Wenige Tage später erhalten die Cottbuser zudem die Nachrichten über die Berliner Geschehnisse am 18. März 1848 und schon am 23. März 1848 richten sie einen Gruß an die Berliner Bürgerschaft, die auf den Barrikaden gekämpft hatte. Eine breite Front der Unterstützung wird sichtbar, Kantor Stäber organisiert ein Konzert mit seinem Gesangsverein und in der Stadt werden an zahlreichen Orten Gelder gesammelt. Insgesamt 550 Thaler schicken die Cottbuser als Unterstützung für die Bürger nach Berlin. Aber auch in Cottbus kommt es zu Unruhen. Am 18. April 1848 ziehen Demonstranten durch die Stadt und entwaffnen die Bürgerwehr der Schützengilde. Sie verleihen ihren Forderungen nach gerechter Verteilung der Arbeit und höheren Löhnen Ausdruck und fordern die Absetzung der Beamten und des Bürgermeisters. Aber es kommt auch zu zahlreichen Zerstörungen in der Stadt, Kneipen und manche Cottbuser Bürger erfahren Plünderungen und im Rathaus werden Fenster eingeworfen. Drei Tage später treffen Jäger aus Lübben ein und stellen die „gewohnte Ordnung“ in der Stadt wieder her. Im Ergebnis dieser Unruhen wird Oberbürgermeister Roemelt nach dem 24. September 1848 pensioniert, er hatte u.a. den Versuch unternommen, mit einem „Armen-Statut“ die Stadt an der Beseitigung der größten Ungerechtigkeiten zu beteiligen. Das liberale Bürgertum gründet am 30. April 1848 eine konstitutionellen Klub, der aber noch im gleichen Jahr nach dem Ausscheiden Bolzes wieder aufgelöst wird. An seiner Spitze stand Dr. Ludwig Heinrich Bolze, der von 1813 bis 1888 lebte. Er hatte bereits 1846 einen Handwerkerbildungsverein begründet, wurde jedoch nicht – trotz aller Hoffnung - am 1. Mai 1848 als Abgeordneter zur Preußischen Nationalversammlung nach Berlin gewählt.
  • Aber auch in diesen Wochen und Monaten heftigster Auseinandersetzungen nutzen Unternehmer ihre Möglichkeiten zur Entwicklung der Wirtschaft. So erfolgte am 1. November 1848 die Gründung der Segeltuchfabrik G. L. Schmogrow. Zwei Jahre zuvor, am 23. Juli 1846, hatte der Müller Christian Krüger den Bonnaskenberg gekauft und hier eine Windmühle erbaut.

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