Cottbus-Chronik

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 1830  

1830

  • Auf Grund der grassierenden Cholera wird über die Stadt Cottbus die Quarantäne verhängt. Ankommende Reisende müssen für zehn Tage zunächst in der Gastwirtschaft „Metze" wohnen, ehe sie die Stadt betreten dürfen.
  • In dieser Zeit wird die Entwässerung des sumpfigen Stadtgrabens in Angriff genommen. In den Gräben floß mehr städtisches Abwasser als Spreewasser, unter den Toren waren Rohre verlegt. Auf den alten Wallanlagen entstehen Promenaden. Die im 18. Jahrhundert gepflanzten Maulbeerbäume werden entfernt, auf den Wällen werden Kastanien, Linden und Ahornbäume gepflanzt. Weiterhin vergibt die Stadt einzelne Parzellen an Cottbuser zur Anlage von Gärten auf den alten Befestigungswällen. Noch heute bildet der grüne Gürtel um die Altstadt eine Oase der Ruhe und Erholung.
  • Es wird mit dem Bau der Berliner Chaussee begonnen.
  • Zwischen Kolkwitz und Cottbus kommt es zum Streit über die Nutzung der Stadtheide.
  • In der Taubenstraße wird das Hotel „Zur Sonne" eröffnet. * Adolf Langenberg eröffnet in der späteren Dresdner Straße 138 eine Gaststätte.
  • In der späteren Sandower Straße 6 gründet Wilhelm Kästner die Kornbrennerei, Likörfabrik und Weinhandlung.
  • Im Gasthof „Goldener Ring" am Altmarkt werden von einem französischen Tambourmajor Konzerte veranstaltet, bei denen 15 Trommler gleichzeitig auftreten.
  • Nach einer Überschwemmung macht sich der Neubau des Großen Spreewehres erforderlich.
  • Das bisherige Unterhaltungsblatt „Erzählungen zum Nutzen und Vergnügen" wird nun umgestaltet zum „Cottbuser Wochenblatt".
  • In der Wollspinnerei auf dem Schloß wird neben der schon 1818 in Betrieb genommenen Dampfmaschine nun auch die Wasserkraft genutzt.
  • Die Bewegung der Brüdergemeine erfasst auch Cottbus, zuständig für die Betreuung der Gläubigen ist der aus Limberg stammende Johann Christian Klähn.
  • Am 1. Januar 1830 nimmt die Cottbuser Sparkasse ihren Geschäftsbetrieb offiziell auf. Einen ersten Antrag für die Einrichtung einer Sparkasse hatte der Cottbuser Kämmerer Wenzig schon am 1. Juni 1827 eingereicht. Nachdem am 25. Juni 1828 der Entwurf eines ersten Statutes für die Sparkasse abgelehnt wurde, bildeten dreißig Cottbuser Bürger am 21. November 1828 eine Vereinigung, um als Garanten der zu begründenden Sparkasse aufzutreten. Mit der Bürgschaftserklärung vom 29. April 1829 konnte nun die Cottbuser Sparkasse gegründet werden. Gegen Ende des ersten Geschäftsjahres, im Dezember 1830, lagen auf 189 Sparbüchern bereits 16.289 Mark. Zum 1. Januar 1833 übernimmt die Stadt die Garantien für die Geschäftseinlagen und die Sparkasse entwickelt sich in den folgenden Jahrzehnten zu einer der wichtigsten Banken in der Region.
  • Die geplante Einführung der revidierten Städteordnung am 12. Februar 1839 erfordert für Cottbus Neuwahlen. In vier Wahlbezirken sollen 30 Stadtverordnete und deren Stellvertreter gewählt werden. Einen Monat später, am 17. März 1830, erfolgt nun die Einführung der revidierten Städteordnung unter dem damaligen Oberbürgermeister Roemelt. Die Wahl der 21 Repräsentanten in fünf Stadtbezirken erfolgt am 3. Dezember 1830, zwei Tage später findet die erste Sitzung der neuen Stadtverordneten und vier unbesoldeten Magistratsmitglieder im Rathaus statt. Wahlberechtigt waren jedoch lediglich ca. 800 Cottbuser, die Wahlbeteiligung lag bei etwa 50 %. Auf dieser Sitzung wird durch den Magistrat bekannt gegeben, daß sogenannte „Bürgerkompanien" zu bilden seien, die sowohl für polizeiliche Zwecke als auch zum Feuerschutz eingesetzt werden sollen.
  • Am 25. Mai 1830 richtet ein Sturm starke Verwüstungen an.
  • Ludwig Wilhelm Liersch wird am 2. Juni 1830 in Cottbus geboren. 1853 erhielt er die Approbation als Arzt, eröffnet 1855 in Cottbus eine Praxis und wird 1880 Sanitätsrat. Er betreute über viele Jahre den Fürsten Pückler und war zwischen 1876 und 1904 auch Logenmeister der Cottbuser Freimaurerloge. Ludwig Wilhelm Liersch starb am 9. Mai 1904 und wurde auf dem Nordfriedhof beigesetzt.
  • Paul Friedrich Bronisch (Pavol Bronis) wird am 9. Juni 1830 in Jessen bei Spremberg geboren. Nach dem Besuch des Cottbuser Gymnasiums studierte er in Berlin Theologie, war zwischen 1855 und 1859 Diakon in Peitz und anschließend bis 1873 Pfarrer in Groß Leuthen. Er predigte in Niedersorbisch/Wendisch und arbeitete an der 1868 in Halle gedruckten niedersorbischen Bibel mit. Seit 1873 war er als Archediakon der Klosterkirche tätig. Er übersetzte Goethes Erlkönig in die niedersorbische Sprache und gab 1880 eine überarbeitete Ausgabe des niedersorbischen „Neuen Testaments" heraus. Er war auch Mitorganisator der Niederlausitzer Masica Serbska" Er starb am 11. Dezember 1898 in Cottbus.
  • Am 3. August 1830 wird in Cottbus eine „900-Jahrfeier" veranstaltet. Verbunden mit dem 60. Geburtstag des preußischen König Friedrich Wilhelm III. erinnert man an die sagenhafte Stadtgründung im Jahre 930 durch Heinrich I., von der ein Peter Hosemann einst berichtete und Zeugnisse vorlegte. Diese waren jedoch gefälscht, wie die Heimatforscher hundert Jahre später rechtzeitig nachwiesen, ehe die Stadt eine Säkularfeier veranstalten konnte.
  • Oberbürgermeister Krenkel hielt vom Rathausbalkon aus eine Rede, danach fand ein feierlicher Gottesdienst statt und die Honoratioren trafen sich zum Festessen im Hotel „Goldener Ring" am Altmarkt. Am Abend war die Stadt illuminiert.
  • In Drachhausen wird am 13. August 1839 Christian Grüß geboren. Nach seinem Schulbesuch in Cottbus absolviert er in Neuzelle ein Lehrerstudium. Er veröffentlicht zahlreiche Gedichtbände, so 1871 „Mutterliebe" und 1893 „Der Mutter Schatzkästlein". er stirbt am 18. April 1910.
  • Am 30. Dezember 1830 wird Wilhelm Münnich in Wünschelburg bei Glatz geboren. Seit 1855 ist er in Cottbus als Konditor und Wirt eines Bierlokals ansässig. Er schuf um 1880 zahlreiche plastische Dioramen mit Ansichten der Stadt Cottbus, von denen einige Schaubilder im Cottbuser Stadtmuseum besichtigt werden können.

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