Cottbus-Chronik

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 1815  

1815

  • Der Kreis Cottbus zählte 1815 31.275 Einwohner.
  • Noch in allen 17 Kirchspielen des Cottbuser Kreises findet sorbischer Gottesdienst statt. Insgesamt gab es in der Niederlausitz 49 Kirchspiele mit sorbischem Gottesdienst.
  • Der Lehrer David Kopf aus Papitz, zugleich Küster und Kantor der Klosterkirche, übernimmt die wendische Schule der Klosterkirchgemeinde. Er muss - wie der Lehrer an der reformierten Schule - "selbst für ein Schullokal sorgen." Kopf eröffnete die Schule mit 180 Schülern und unterrichtet nach Pestalozzis und Langasters Methode. Die Schülerzahl steigt innerhalb zweier Jahre auf 400. "Jedes Kind das noch nicht lesen und auf Papier schreiben kann, zahlt wöchentlich 6 Pfennige Schulgeld. Verstand es mechanisch zu lesen, nach Vorschrift zu schreiben und die vier Spezies zu rechnen, so hatte es 9 Pfennige und bei weiteren Fortschritten einen Groschen zu erlegen."
  • Der Buchdrucker Kunzack lässt seine "Wöchentlichen Nachrichten für Stadt- und Landleute in der Niederlausitz" als Wochenschrift erscheinen.
  • Die Begräbniskirche "Ad sanctam portam" wird abgerissen, obwohl sie die katholische Kirche erwerben wollte.
  • Die spätere Fotografin Bertha Wehnert-Beckmann wird am 25. Januar 1815 als Tochter des Schneiders Johann Dietrich Beckmann in Cottbus geboren. Sie erlernt den Beruf einer Haarklöpplerin und wird 1845 die erste Berufsfotografin in Leipzig. Sie verstirbt 1901.
  • Am 17. März 1815 stirbt in Cottbus der Pfarrer und Schriftsteller Gotthelf Christlieb Fritze (Pomgajbog Kristalub Fryco). Er wurde am 16. Oktober 1744 in Kolkwitz geboren. Gotthelf Christlieb besuchte das Gymnasium in Halle und studierte dort Theologie. Nach einem Pfarramt in Kalkwitz (bei Calau) war er ab 1771 bis zu seinem Lebensende als Archidiakon an der Wendischen Kirche Cottbus tätig. Für die Cottbuser Stadtgeschichte sind sein zwanzigstrophiges Gedicht über den Großbrand in Saspow („Saspow, du liebes Dorf, liegst wieder in Asche darnieder . . .") und sein Begrüßungslied für die wendischen Soldaten, die 1797 aus Polen heimkehrten, interessant. Fritze veröffentlichte zahlreiche Predigten, Epigramme und Gelegenheitsgedichte.
  • Der Zinngießer-Meister August Ludwig Klingmüller fertigt am 31. März 1815 einen Becher. Er trägt die Inschrift: „Es leben die freywilligen Jäger! Zum Andenken gewidmet von Johanna Garlipp und Louise Grimm, Cottbus, den 31. März 1815".
  • Auf dem freien Platz vor der 5. Gemeindeschule wird eine Friedenslinde gepflanzt. Hier fanden nach 1900 Konzerte der Militärkapelle an Sonntagen statt.
  • Am 22. Mai 1815 wird Cottbus nach dem Wiener Friedensschluß vom 18.5. wieder an Preußen angegliedert. Auch große Teile der einstmals sächsischen Niederlausitz werden nun Brandenburg–Preußen zugeordnet. Die Niederlausitz und die Neumark werden der Regierung in Frankfurt/Oder unterstellt.
  • Christian Carl Gulde verstirbt am 30. Dezember 1815 in Cottbus. Er war Arzt, Bürgermeister, Fabrik-Inspektor und Stadthistoriker.

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